Am 25. August 1995 stellten die Schirmherren Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, und der Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir das Projekt in der Bundespressekonferenz – damals noch in Bonn – vor. Özdemir sagt heute rückblickend: „Ich bin stolz, dass neue Schülergenerationen das Projekt weitertragen in die Zukunft, dahin, wo es hingehört.“ „Wir sehen, wir sind noch weit davon entfernt, in einer Gesellschaft zu leben, wo die Menschen nicht danach beurteilt werden, wo sie herkommen, sondern danach, wo sie hinwollen.“
Auch für Sanem Kleff, die im Jahr 2000 die Leitung des Courage-Netzwerks übernahm, bietet Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage eine gute Möglichkeit, strukturelle Diskriminierung ebenso wie Menschenfeindlichkeit an Schulen von innen anzugehen: „Rassismus betrifft Menschen rund um den Globus. Besonders in den letzten Wochen hat sich gezeigt, wie viele Menschen auch in Deutschland nicht länger bereit sind, strukturelle Diskriminierung hinzunehmen. Gerade in der Schule, wo die Zukunftschancen junger Menschen geprägt werden, müssen wir über Rassismus reden. Rassismus und Diskriminierung müssen zu schulfähigen Themen werden. Die Thematisierung von Menschenfeindlichkeit befähigt die Kinder und Jugendlichen, ihre eigene Haltung zu entwickeln, aktiv dagegen vorzugehen und ein respektvolles Miteinander zu leben.“
Seit 1995 ist viel passiert: Bis heute haben Schüler*innen und Pädagog*innen aus bundesweit 3.358 Schulen die Selbstverpflichtung angenommen. Sie wollen eine Schulkultur entwickeln, die bei Rassismus und anderen Ideologien der Ungleichwertigkeit hinsieht und tätig wird.
Bei ihrem Engagement werden sie von den 16 Landeskoordinationen in allen Bundesländern und weiteren 94 Regionalkoordinationen in sieben Bundesländern unterstützt. Die Koordinationsstellen begleiten die Schulen dauerhaft, beraten bei Projekttagen, vermitteln Workshops, Seminarangebote und Fortbildungen, unterstützen bei Konflikten und vernetzen die Schüler*innen in der Region und im Bundesland untereinander. Die Workshopangebote kommen von 380 Kooperationspartner*innen aus der politischen Bildungsarbeit: Diese vermitteln Fach- und Methodenkenntnisse zu Rassismus, Antisemitismus oder Homophobie, bieten Seminare über rechtsextreme Musik, Referent*innen zu Frauenrechten und Gender, Theater-, Rap-, DJing- oder Capoeira-Workshops und vieles mehr. Zudem unterstützen tausende Menschen die Courage-Schulen als Patinnen und Paten: von Zeitzeug*innen über Rockstars und Fußballer*innen bis hin zu Bundesminister*innen.
Das Wichtigste am Courage-Netzwerk sind die Aktivitäten der Schulen: Das, was sich die Schüler*innen ausdenken, um sich für Gleichwertigkeit, gegen Rassismus, Antisemitismus, Menschenhass und Diskriminierung und für die Stärkung einer demokratischen Alltagskultur einzusetzen. In den zurückliegenden 25 Jahren haben sie an Courage-Schulen mehr als 25.000 Projekttage, Fortbildungen, Demonstrationen, Plakataktionen, Theateraufführungen und Konzerte organisiert. Mehr als fünf Millionen Menschen haben daran teilgenommen. Die Schüler*innen und Pädagog*innen setzen sich so für eine Gesellschaft ein, in der die Menschenrechte für alle gelten. Für ein Bildungswesen, in dem die Erfolgsaussichten im Leben nicht davon abhängen, wo eine Person herkommt, was sie hat oder wie sie aussieht. Tausende Schüler*innen und Pädagog*innen machen sich stark dafür, den Leitspruch „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ an ihrer Schule mit Leben zu füllen. Denn das ist klar: Diskriminierung, Rassismus und menschenverachtende Ideologien verschwinden nicht mit einem Schild am Schulgebäude. Genau deswegen benötigen die Schulen kontinuierliche und fachkundige Unterstützung.
Aufgrund der Corona-Pandemie finden im Jubiläumsjahr die Feiern bis zum 31. Dezember 2020 unter #schulemitcourage25 digital statt. An Courage-Schulen finden zahlreiche eigene Jubiläumsaktionen statt. Der Festakt in Berlin zum 25-jährigen Jubiläum ist ins Jahr 2021 verschoben.
Quelle: Newsletter BERLIN INTERNATIONAL Juli/August 2020, Nr. 175 Seite 32
![]() |
Folgen Sie uns auch auf Twitter! |
Gerne können Sie auch unser Kontaktformular benutzen und wir melden uns bei Ihnen.
Kontaktformular