Liebe Leserin, liebe Leser,
wirklich gleichgestellt sind Frauen erst, wenn dies auch in allen Köpfen verankert ist – in denen der Männer und in unseren eigenen.
Gleichstellungsdenken aber lässt sich nicht verordnen. Es ist auch nicht angeboren, sondern eine Frage von Erziehung, Vorbildern und Erfahrung. Dabei sollten wir annehmen können, dass beste Voraussetzungen vorlägen. Statistisch liegt der Männeranteil im Bildungs- und Erziehungswesen
Das sind personell keine schlechten Voraussetzungen, künftige Generationen durch Frauen im Gleichstellungsdenken zu erziehen, wenn es auch Stimmen gibt, die im Hinblick auf die Erziehung von Klein- und Grundschulkindern eine Benachteiligung der männlichen Jugend sehen, weil sie von „zu vielen“ Frauen erzogen werden.
Grundsätzlich zeigt das System dem Nachwuchs: je höher die Qualifikation, je höher das Einkommen und damit das gesellschaftliche Prestige, desto männlicher. Das ist nicht das Vorbild, das unsere Jugend braucht, aber diese Art zu denken ist fest in unseren Köpfen verankert – in denen der Männer, aber auch in denen von uns Frauen. Die Grundschulerziehung hat noch lange nicht den gleichen Stellenwert wie die Hochschullehre.
Bei der Berufswahl geht es weiter. Jungen wählen technische und Mädchen soziale Berufe. Wir alle wissen, welche besser bezahlt sind und welche ein höheres Ansehen genießen.
Dieses „Wissen“ aber ist lediglich das Ergebnis unserer Vorstellung davon, was angeblich besser, wichtiger oder mehr wert ist. Gleichstellung bedeutet nicht, dass alles nach einer 50%-Quote besetzt und verteilt werden muss.
Es wäre völlig ausreichend, wenn alles, was als männlich oder weiblich definiert ist, gleich wertgeschätzt wird. Gleiche Wertschätzung würde dann zu einer Änderung im Ansehen und der Bezahlung führen, d.h. gleich hohes Ansehen und gleich hohe Bezahlung für technische und soziale Berufe. Es wäre die Umkehrung des bisherigen Wegs: nicht erst Gesetze machen und dann umdenken lernen, sondern alles gleich wertschätzen und dieses Gleiche dann – falls noch nötig – festschreiben, d.h. in Gesetze gießen. Staat und Gesellschaft müssen gleichzeitig beide Wege gehen: zum einen rechtliche Regelungen treffen, zum anderen Geschlechterrollenstereotype ändern.
Wir leben in interessanten und geeigneten Zeiten. Die Pandemie könnte die große Gleichmacherin sein. Wir singen derzeit Lob- und Dankeslieder auf soziales Engagement sowie Pflegekräfte, Verkäufer/innen und viele andere sogenannte „systemrelevante“, aber unterbezahlte Kräfte.
Die Geschlechterrollen könnten dabei in den Hintergrund treten. Leider ist das derzeit noch nicht wirklich erkennbar, aber diesen Gedanken mitzunehmen in den kommenden, hoffentlich Corona-freien Alltag wäre eine Chance für die Zukunft. Behalten wir also das in den Köpfen und arbeiten von da aus weiter am großen Ziel der wirklichen Gleichstellung.
Mit zukunftsgewandten Hoffnungen grüße ich Sie herzlich
Ihre Kristin Rose-Möhring
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