Liebe Leserin, lieber Leser,
nach Vorträgen, die ich am Wochenende gehört habe von den Professorinnen Jutta Allmendinger und Anja Steinbach hatte ich auch am Sonntag unbeabsichtigt den Fokus auf dem Thema Homeoffice. Überall begegnete es mir in den Zeitungen, die ich am Wochenende mehr oder weniger intensiv gelesen habe wie im Netz…. In vielen Häusern wird es diese Möglichkeit auch zukünftig verstärkt geben und die Lufthansa stellt erste Überlegungen an einen Teil ihrer Büroräume zu verkaufen. Vieles spricht für dieses Format. Wir sehen inzwischen aber auch, wo es schwierig ist. Frau Allmendinger rät dringend (mit Gewöhnung an das Virus) zur Evaluation! Eine ihrer Begründungen hat mir besonders gut gefallen: In den Online-Terminen sieht sie ihre Mitarbeitenden weiblich, männlich etc. Bei den Mitarbeiterinnen kennt sie inzwischen alle Kinder. Bei den Mitarbeitern stürmen eher selten Kinder das Gespräch (Anmerkung: Im WZB nimmt quasi jeder gewordene Vater Elternzeit, auch mal etwas länger).
Blicke ich auf meine online geführten Gespräche, Beratungen, Vorträge… was habe ich da so gesehen? Da sah ich Personen eher weiblich, eher männlich zuzuordnen. Da sah ich von „Arbeitskleidung“ bis „Freizeitkleidung“. Manchmal habe ich für mich gedacht, gut, dass das Bild im Bildschirm so übersichtlich klein war. Ich habe die Innenausstattung der Wohnungen und Häuser besichtigt. Es gab eher wenige „klassische“ Arbeitszimmer oder Hintergrundmotive. Professorin Heide Pfarr wies explizit auf die installierte rote Gardine hinter ihr hin – um weniger Einsicht in Privates zu geben, nicht vom eigentlichen Thema (Zweites Führungspositionengesetz) eventuell abzulenken. Essen und Trinken fehlten in diesen Stillleben auch nicht. Trinken ist wichtig, wird häufig während des Arbeitens vergessen. Tja, und dann lernte auch ich Kinder sehr unterschiedlichen Alters mit sehr verschiedenen Bedürfnissen an die Person, mit der ich tagte, auch kennen. Mit einigen habe ich kluge Kurz-Gespräche geführt, gerade Gebasteltes wurde mir vorgeführt und natürlich wurde ich auch befragt, wer denn ich sei. Für mich zum Schmunzeln, für die Eltern sichtbare doppelte- dreifache-Konzentration, um allem gerecht zu werden.
Das alles war eher mein Erleben in den Kontakten mit Frauen, Müttern, als (leider) mit Männern. Zur Rettung der Väter, diese beendeten häufiger online Termine mit Ablauf der vereinbarten Zeit und dem Termin mit den Sprösslingen, die abgeholt werden mussten, essen wollten oder Homeschooling anstand.
Interessant wird es, wie wir die Erfahrungen aus dieser nun schon über 1 Jahr andauernden Phase in der Zukunft für uns umsetzen werden.
Ich…
Seit Jahren bin ich nun im Fortbildungs- und Personalqualifizierungsbereich unterwegs zu den ihnen bekannten Themen Gleichberechtigung und Gleichbehandlung. Hätte ich nicht vor vielen Jahren den Artikel der Kollegin Sabine Berghahn gelesen, käme auch ich manchmal ins Zweifeln („Die Schnecke Gleichberechtigung schreitet voran…“). Aber aus meiner Sicht ist dieses unser gemeinsames Thema, sehr abwechslungsreich, mit Höhen und Tiefen, mal schneller und immer wieder sehr langsam, mehr Nachhaltigkeit wünsche ich mir – was nicht an ihnen, den Frauen in Gleichstellungsfunktion liegt. Ich freue mich nun auf Zeit, in der wir uns wieder präsent miteinander austauschen.
Das war ein kleiner, überschaubarer Bericht zu mir.
Aus aller Welt:
der türkische Ministerpräsident hat die Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Mädchen und Frauen gekündigt (21.3.2021). Die Frauen in der Türkei (in 10 Städten, sagen die Medien) sind auf der Straße, ihr Ruf: „Es werden Frauen sein, die diesen Krieg gewinnen“.
Julia Jäkel (Gruner + Jahr) ist in den dpa-Aufsichtsrat (Deutsche Presse-Agentur) eingezogen. Siehe auch ihr Gespräch mit Simone Menne im Podcast „Die Boss“.
Mit feministischen Grüßen,
Ute Wellner
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