Den einen ist es zu laut, die anderen können nichts hören: Während im bayerischen Regen anonyme Beschwerden über zu laute Kirchenglocken eingehen (wir berichteten), fordern Einwohner und Einwohnerinnen des thüringischen Kleinwerther nun andersherum ein besser vernehmliches Geläut. So nähert man sich der Schallschwelle hier von der anderen Seite – die TA Lärm legt 60 dB als zulässigen Richtwert für nächtliches Kirchengeläut fest, was auch vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt worden war.
Die Stimmung in Kleinwerther schlägt durchaus mal um: Noch vor Jahresfrist waren auch dort Beschwerden über zu lautes Uhrenschlagen im Turm der St.-Philippus-Kirche eingegangen, wie die Thüringer Allgemeine berichtet. Nun aber wollen viele die Glocke im Turm sogar zu leise vernehmen. Vor allem bei schlechtem Wetter und Regen sei sie nur zu hören, wenn man sich konzentriere, wird Gemeindekirchenratsmitglied Hans-Walter Fickert zitiert.
Seit 2017 wird der Kirchenturm saniert, was bisher über 200.000 Euro gekostet hat. Erst im Herbst 2018 hatte die Gemeinde, nachdem 15 Jahre lang Spenden gesammelt worden waren, ihre neue Bronzeglocke erhalten. Das 300 kg schwere Stück wurde jedoch kurz darauf hinter einem Bretterverschlag versteckt, was den Glockenschall merklich dämmt. Die Turmfenster sind schon seit Jahren aus Wetterschutzgründen vernagelt, was den Glockenklang nochmals mindert.
Lärmschutzverordnung übererfüllt
Jetzt will die Gemeinde an den Seiten des Kirchturms sogenannte Schallläden anbringen: Holzkonstruktionen, die sowohl schlechtes Wetter abhalten als auch die Klangabstrahlung verbessern. Ein guter Kompromiss, der die Gemeinde jedoch an die 40.000 € kosten dürfte. Deshalb werden wiederum Spenden gesammelt, von Privatpersonen ebenso wie vom Landesamt für Denkmalpflege oder dem Südharzer Kirchenkreis. Zwischen 22:00 und 6:00 Uhr stellt die Glocke ohnehin ihren Dienst ein, dafür wurde eine automatische Nachtabschaltung eingebaut.
Einst läuteten in Kleinwerter drei Glocken, doch das war noch vor dem Ersten Weltkrieg. Nachdem der Glockenturm baufällig geworden war, wurde es seit den achtziger Jahren ganz still rund um den Kirchturm. Nach der Wende begann langsam die Wiederherrichtung, auch das von 1850 stammende Uhrwerk wurde instandgesetzt, das Ziffernblatt erneuert. Irgendwann einmal sollen in dem thüringischen Örtchen auch einmal wieder drei Glocken wie einst läuten. „Doch darum muss sich die nächste Generation kümmern“, so Pfarrer Jochen Lenz.
Frank Zscheile, freier Journalist
https://www.thueringer-allgemeine.de/regionen/nordhausen/in-werther-gibt-es-nach-glockenlaerm-nun-unmut-ueber-stille-id228276691.html
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