Die Zustellung ist fehlerhaft und es liegt ein sog. „Zustellungsmangel“ im Sinne von Art. 9 VwZVG, § 8 VwZG vor, wenn die Behörde zustellen wollte und ein „zustellungsfähiges Dokument“ (Art. 2 Abs. 1 VwZVG, § 2 Abs. 1 VwZG) dem Empfangsberechtigten bekannt gegeben worden ist, sich aber die formgerechte Zustellung nicht nachweisen lässt oder bei der Bekanntgabe zwingende Zustellungsvorschriften verletzt worden sind. Als zwingend sind solche Vorschriften anzusehen, deren Nichtbeachtung für die zustellende Behörde Unklarheiten über die ordnungsgemäße Durchführung der Zustellung oder Erschwernisse des Nachweises der Zustellung mit sich bringt241.
241 Vgl. Harrer/Kugele/Kugele/Thum/Tegethoff, Verwaltungsrecht in Bayern, Stand Juni 2012, Art. 9 VwZVG Anm. 4. Vgl. OLG Düsseldorf vom 05.07.1983 MDR 1984, 76; BayVGH vom 18.03.1988 BayVBl 1988, 658; vom 26.04.1989 BayVBl 1989, 662. Vgl. BayVGH vom 11.07.1996 BayVBl 1997, 150. BVerwG vom 09.12.1982 BayVBl 1983, 279. BVerwG vom 26.06.1984 Az. 9 CB 1092.81. Vgl. die Rechtsprechungsnachweise in Fußnote 242. Beschluss des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes vom 09.11.1976 BVerwGE 51, 378 = NJW 1977, 621. Vgl. BFH vom 28.02.1969 NJW 1970, 80; BSG vom 30.04.1971 NJW 1971, 1632 und vom 29.05.1973 NJW 1973, 2047; LSG Schleswig vom 11.12.1970 NJW 1971, 776; Nr. 4.2.2 der IMBek betr. Vollzug des VwZVG. Vgl. Linhart, BayVBl 1982, 213; BayVGH vom 08.01.1982 BayVBl 1982, 630. Vgl. oben § 18 RdNr. 136. Vgl. Beschluss des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes vom 09.11.1976 a.a.O.; BFH vom 24.10.1986 NVwZ 1988, 768, wo allerdings nicht sauber zwischen der fehlenden und der fehlerhaften Zustellung unterschieden wird. A.A. Allesch, BayVBl 1991, 653, der Unwirksamkeit annimmt und meint, dass ein solcher Verwaltungsakt nicht vollstreckt werden dürfe. Dagegen Linhart BayVBl 1992, 235. OVG RhPf vom 29.04.1974 DÖV 1974, 714; BayVGH vom 08.01.1982 BayVBl 1982, 630; VGH BW vom 13.02.1985 ESVGH 35, 180. So auch Sadler/Tillmanns, VwVG/VwZG, 10. Aufl. 2020, § 13 VwVG RdNr. 123, Giehl in Giehl/Adolph/Käß, Verwaltungsverfahrensrecht in Bayern, Stand November 2019, Art. 23 VwZVG Anm. III Nr. 1 Buchst. d. A.A. Allesch, BayVBl 1991, 653, der nicht sauber zwischen der fehlenden und der nur fehlerhaften Zustellung unterscheidet. Das OVG NRW (vom 24.07.2007 NVwZ-RR 2008, 294) nimmt zwar auf Allesch Bezug, kann aber gleichwohl nicht gegen die Richtigkeit der in diesem Werk vertretenen Auffassung ins Feld geführt werden. In dem von ihm entschiedenen Fall wurde eine Zwangsgeldandrohung nicht zugestellt, sondern war in einer öffentlich bekannt gegebenen Allgemeinverfügung enthalten (kein Fall der nur fehlerhaften, sondern der fehlenden Zustellung; vgl. auch Olthaus in Sadler/Tillmanns, a.a.O., § 8 VwZG RdNrn. 5 und 6).