Eine solche Pflicht entsteht im Zeitpunkt der Bekanntgabe des zu einem Handeln auffordernden Grundverwaltungsaktes (Art. 43 Abs. 1 Satz 1 BayVwVfG), es sei denn, dass die Behörde im Grundverwaltungsakt einen späteren Zeitpunkt bestimmt (etwa durch eine Befristung oder eine aufschiebende Bedingung, Art. 36 Abs. 2 Nr. 1 und 2, Art. 43 Abs. 1 Satz 2 BayVwVfG). Das Fristbestimmungserfordernis des Art. 36 Abs. 1 Satz 2 VwZVG soll den Handlungspflichtigen vor verfrühten Zwangsmaßnahmen schützen. Die Behörde ist gehalten, bei der Vollstreckungsfristbestimmung die Dringlichkeit des Vollzuges und die dem Handlungspflichtigen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Mittel zu berücksichtigen. Sie soll die Vollstreckungsfrist in Anbetracht von Art. 19 Abs. 4 GG so bestimmen, dass der Handlungspflichtige bei einem normalen Verfahrensverlauf die Möglichkeit hat, vor Fristablauf zumindest in der ersten Instanz vorläufigen Rechtsschutz zu erhalten261a. Andererseits wird die Fristbestimmung nicht dadurch gegenstandslos, dass bei Fristablauf noch keine gerichtliche Entscheidung über einen solchen Antrag ergangen ist, denn die Behörde kann die Rechte des Handlungspflichtigen bei der Ausübung des ihr durch Art. 37 Abs. 1 Satz 1 VwZVG eingeräumten „Anwendungsermessens“ berücksichtigen261b.
261a So BayVGH vom 20.12.2001 BayVBl 2002, 437. BayVGH vom 20.12.2001 a.a.O. So BayVGH vom 24.09.1985 BayVBl 1986, 176/178; vgl. auch OVG NRW vom 12.07.1991 NVwZ-RR 1993, 59 und unten § 22 RdNr. 23c Fußnote 63a. So BayVGH vom 24.09.1985 a.a.O. So auch Sadler/Tillmanns, VwVG/VwZG, § 13 VwVG RdNr. 35 mit Beispielen und Rechtsprechungshinweisen. So BayVGH vom 30.03.1977 BayVBl 1977, 403 und vom 22.06.1977 BayVBl 1978, 54, ergänzt in BayVBl 1978, 149. Vgl. BayVGH a.a.O. So BayVGH vom 22.01.1975 BayVBl 1975, 533; vom 28.10.1975 BayVBl 1976, 86; a.A. Kalkbrenner, BayVBl 1976, 87, und BayVGH vom 12.11.1979 BayVBl 1980, 50, welche meinen, dass in solchen Fällen die Zwangsmittelandrohung nicht rechtswidrig, sondern nur gegenstandslos werde. BayVGH vom 06.10.2020 BayVBl 2021, 127 (RdNr. 56) befürwortet wohl ebenfalls Gegenstandsloswerden. Vgl. auch OVG NRW vom 23.05.1985 NVwZ 1986, 763 (weder Rechtswidrigkeit noch Erledigung) und OVG RhPf vom 11.04.1985 NVwZ 1986, 763 (Wegfall des Rechtsschutzinteresses). Vgl. ferner Weber, Die Gegenstandslosigkeit der Zwangsmittelandrohung – ein Mysterium? NVwZ 2020, 1313. Vgl. BayVGH vom 30.03.1977 BayVBl 1977, 403. Vgl. BayVGH vom 06.10.2020 BayVBl 2021, 127 (RdNr. 59); Nr. 34.3 der mit Ablauf des Jahres 2006 außer Kraft getretenen IMBek betr. Vollzug des VwZVG. Wie die Zwangsmittelandrohung in solchen Fällen zu formulieren ist, wird an anderer Stelle (unten § 19 RdNr. 129b) erörtert. So auch Sadler/Tillmanns, VwVG/VwZG, § 13 RdNr. 45. BayVGH vom 11.07.2001 BayVBl 2002, 275. Siehe oben Fußnote 263. A.A. Sadler/Tillmanns, VwVG/VwZG, § 13 RdNr. 47: Frist nur „mangelhaft“, aber nicht rechtswidrig; sie sei „gegenstandslos“, wenn sie vor dem Ablauf der Rechtsbehelfsfrist ende, und müsse durch eine neue, ausreichende Frist ersetzt werden. Wie oben § 18 RdNr. 186 Beispiel Nr. 1. Siehe oben § 18 RdNr. 171b Beispiel Nr. 2. Siehe oben § 18 RdNr. 187a. Siehe oben § 18 RdNr. 186 Beispiel Nr. 2. Vgl. BayVGH vom 11.07.2001 BayVBl 2002, 275 und „Hinweis der Schriftleitung“ in BayVBl 1978, 149. So auch Klein S. 30. Vgl. unten § 20 RdNr. 3m Beispiel Nr. 2. Im Anwendungsbereich des SGG kommt Art. 21a VwZVG allerdings nicht zum Zuge, vgl. unten § 18 RdNr. 205a.