Wird die im Grundverwaltungsakt festgelegte Handlungs-, Duldungs- oder Unterlassungspflicht nicht innerhalb der in der Zwangsmittelandrohung bestimmten Frist277b erfüllt, so kann die Vollstreckungsbehörde das angedrohte Zwangsmittel in Ausübung ihres sog. „Anwendungsermessens“277c anwenden (Art. 37 Abs. 1 Satz 1 VwZVG). Die Anwendung muss nach Art und Ausmaß der Androhung entsprechen. Eine besondere Festsetzung des Zwangsmittels ist im VwZVG nicht vorgesehen278.
277b Gemeint ist die nach Art. 36 Abs. 1 Satz 2 VwZVG bestimmte Erfüllungsfrist. Da Art. 36 Abs. 1 Satz 2 VwZVG nach h.M. nur für Handlungspflichten gilt (siehe oben § 18 RdNr. 188a), muss man den Passus „innerhalb der in der Anordnung bestimmten Frist“ bei Duldungs- und Unterlassungspflichten außer Betracht lassen; bei ihnen genügt die Nichterfüllung der Verpflichtung, also die Zuwiderhandlung dagegen. Vgl. BayVGH vom 10.12.2001 NVwZ-RR 2002, 809 = BayVBl 2002, 437. Nr. 25.1 der mit Ablauf des Jahres 2006 außer Kraft getretenen IMBek betr. Vollzug des VwZVG. Nr. 25.3 der IMBek betr. Vollzug des VwZVG. Nr. 25.3 der IMBek betr. Vollzug des VwZVG mit Hinweis auf Nrn. 1, 2 und 5 der mit Wirkung vom 01.01.2006 aufgehobenen Kostenverwaltungsordnung. Vgl. BayVerfGH vom 24.01.2007 BayVBl 2007, 306; BayVGH vom 24.09.1985 BayVBl 1986, 176. Vgl. oben § 18 RdNrn. 6, 7, 22 und unten das Bescheid-Muster in § 23 RdNr. 5. BayVGH vom 24.09.1985 a.a.O. Vgl. Ellenberger in Palandt, BGB, § 205 RdNr. 2. Vgl. BayVGH vom 02.08.2001 BayVBl 2002, 704. Zur Hemmung nach § 203 Satz 1 BGB vgl. BVerwG vom 15.03.2017 BayVBl 2017, 641. Siehe oben § 18 RdNr. 22 Beispiele 3, 12 und 23. Vgl. Giehl in Giehl/Adolph/Käß, Verwaltungsrecht in Bayern, Art. 32 VwZVG Erl. III Nr. 1; Harrer/Kugele/Kugele/Thum/Tegethoff, Art. 32 VwZVG Erl. 6. Vgl. Harrer/Kugele/Kugele/Thum/Tegethoff, Art. 32 VwZVG Erl. 6b. Siehe unten § 18 RdNr. 206d. Siehe unten § 18 RdNr. 201. Vgl. Nr. 25.2 der mit Ablauf des Jahres 2006 außer Kraft getretenen IMBek betr. Vollzug des VwZVG. Ähnlich Giehl, a.a.O., Art. 37 VwZVG Erl. IV Nr. 1. Vgl. OVG NRW vom 21.12.1988 DVBl 1989, 889. Dieses Urteil ist zu § 60 Abs. 3, § 65 Abs. 3c VwVG des Landes NRW ergangen, wonach ein Zwangsgeld beizutreiben ist, wenn der Duldungs- oder Unterlassungspflicht zuwidergehandelt worden ist, deren Erfüllung durch die Androhung des Zwangsgeldes erreicht werden sollte. Mit einem ausdrücklichen Hinweis auf den bayerischen Art. 37 Abs. 4 VwZVG hat das OVG NRW entschieden, dass das Zwangsgeld, wenn gegen ein Unterlassungsgebot mit Zwangsgeldandrohung verstoßen worden ist, auch dann noch (festgesetzt und) beigetrieben werden kann, wenn ein weiterer Verstoß gegen die Ordnungsverfügung nicht mehr möglich ist; entscheidend sei allein, dass der Verstoß nach der Androhung und während der Zeit, in der die vollziehbare Ordnungsverfügung noch gilt, erfolgt sei. Vgl. auch BayVGH vom 10.10.1991 BayVBl 1992, 22 und BayObLG vom 22.05.1999 BayVBl 1999, 636 = NVwZ-RR 1999, 785. Vgl. Sadler, VwVG/VwZG, 8. Aufl. 2011, § 15 RdNrn. 61 ff. Vgl. Nr. 25.5 der mit Ablauf des Jahres 2006 außer Kraft getretenen IMBek betr. Vollzug des VwZVG. Insbesondere von Sadler, VwVG/VwZG, 8. Aufl. 2011, § 15 VwVG RdNrn. 61 ff. Siehe oben Fußnote 285a. Vgl. OVG NRW vom 21.12.1988 DVBl 1989, 899; BayObLG vom 25.05.1999 BayVBl 1999, 636. Vgl. BayVGH vom 10.10.1991 BayVBl 1992, 22, wonach Art. 37 Abs. 4 Satz 2 VwZVG nicht (auch nicht entsprechend!) auf Verwaltungsakte anwendbar ist, die zu einem Handeln verpflichten. Ebenso BayObLG vom 25.05.1999 a.a.O. Vgl. Bettermann, Urteilsanmerkung in DVBl 1969, 120; Engelhardt/App, VwVG/VwZG, 9. Aufl. 2011, § 15 VwVG RdNr. 14. Siehe oben § 18 RdNr. 199a. Vgl. BayVerfGH vom 22.10.2012 BayVBl 2013, 170/173; Linhart, Einführung in das Recht, Auflage 2015, S. 126, 152. Vgl. BVerfG vom 14.08.1996 NJW 1996, 3146; Linhart, a.a.O. So auch Harrer/Kugele/Kugele/Thum/Tegethoff, Verwaltungsrecht in Bayern, Art. 37 VwZVG Erl. 10, mit Hinweis auf den Beugecharakter der Zwangsgeldandrohung und -beitreibung. Siehe dazu unten § 18 RdNr. 205b. Erklärt eine Gemeinde oder ein Landkreis in einer Satzung i.S. von Art. 24 Abs. 1 GO, Art. 18 Abs. 1 LKrO nach dem jeweiligen Absatz 2 Satz 1 dieser Vorschriften die Ersatzvornahme für zulässig, so ist sie bzw. er nicht berechtigt, zum Zwecke der Ersatzvornahme gegen den Willen des Pflichtigen dessen Grundstück oder Wohnung zu betreten. Auch Art. 24 Abs. 3 GO, Art. 18 Abs. 3 LKrO helfen hier nicht weiter, weil sie ein Betretungsrecht lediglich zur Überwachung, nicht aber zur ersatzweisen Erfüllung von Pflichten regeln. Wenn also die Ersatzvornahme einen Eingriff in die Grundrechte des Pflichtigen erforderlich macht, so bleibt der Gemeinde und dem Landkreis doch nur der Weg über Art. 27 Abs. 1 GO, Art. 21 Abs. 1 LKrO und die Verwaltungsvollstreckung; im Rahmen der Art. 32, 37 Abs. 3 VwZVG kann auch das Recht auf Unverletzlichkeit der Wohnung entsprechend eingeschränkt werden (Art. 40 VwZVG; vgl. Prandl/Zimmermann/Büchner/Pahlke, Kommunalrecht in Bayern, Art. 24 GO Erl. 21). So auch Giehl in Giehl/Adolph/Käß, Verwaltungsverfahrensrecht in Bayern, Art. 37 Erl. III Nr. 1. Vgl. auch oben § 18 RdNr. 172a Beispiel Nr. 1 und RdNr. 193a sowie das Bescheid-Muster unten § 22 RdNr. 23b.