Der Begriff des Verwaltungsaktes mit Dauerwirkung taucht im VwVfG, im BayVwVfG und in der AO nicht auf. Das SGB X verwendet ihn in § 45 Abs. 3 Satz 1 und 3 sowie in § 48, enthält aber ebenfalls keine Legaldefinition. Literatur und Rechtsprechung haben eine Vielzahl von Definition für den Begriff ersonnen.73 Das Bundesverwaltungsgericht versteht unter einem „Dauerverwaltungsakt“ oder „Verwaltungsakt mit Dauerwirkung“ einen Verwaltungsakt, der sich nicht einer einmaligen Gestaltung der Sach- und Rechtslage erschöpft, sondern so lange gilt, wie die Verfügung wirksam ist.73a. Dieser Definition hat sich der Gesetzgeber in der Gesetzesbegründung zu §§ 45, 48 SGB X angeschlossen.73b Seine Wirkung tritt also nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern während eines bestimmten Zeitraums ein.73c
73 Näher dazu Kopp/Schenke, VwGO, § 113 Rn. 43 f. m.w.N.; Käß, Die Änderung der Sach- und Rechtslage bei verwaltungsgerichtlichen Anfechtungsklagen, BayVBl 2009, 677 (681); Wehr, Der Verwaltungsakt mit Dauerwirkung, juris Literaturnachweis zu Wehr, BayVBl 2007, 385. Grundlegend BVerwG, U.v. 15.11.1967 – 1 C 43.67 – BVerwGE 28, 202 (205). Vgl. BT-Drs. 8/2034, S. 34: „Ein Verwaltungsakt mit Dauerwirkung liegt vor, wenn sich der Verwaltungsakt nicht in einem einmaligen Ge- oder Verbot oder in einer einmaligen Gestaltung der Rechtslage erschöpft, sondern ein auf Dauer berechnetes oder in seinem Bestand vom Verwaltungsakt abhängiges Rechtsverhältnis begründet oder inhaltlich verändert.“ BVerwG, U.v. 29.11.1979 – 3 C 103/79 – BVerwGE 59, 148 juris Rn. 78. Für belastende Verwaltungsakte nutzt das BVerwG in der jüngeren Zeit folgende daran anknüpfende Formulierung: „Einen Dauerverwaltungsakt kennzeichnet, dass die mit ihm getroffene Regelung nicht mit einer einmaligen Befolgung erledigt ist, sondern innerhalb der Geltungsdauer oder bis zum Erlass eines neuen Verwaltungsakts fortdauernd Geltung beansprucht und damit in ihrer Wirkung wesensgemäß auf Dauer angelegt ist“ (B.v. 9.7.2013 – 3 B 100.12 – BVerwGE 153, 99 Rn. 4). LSG Berlin-Bbg, B.v. 27.1.2006 – L 15 B 1105/05 SO ER – FEVS 57, 447 Rn. 24. Die Abrissverfügung enthält ein nur einmal zu erfüllendes und daher punktuelles positives Handlungsgebot und unterscheidet sich insoweit von der Baueinstellung (dazu BayVGH, B.v. 7.11.2022 – 15 CS 22.1998 – BayVBl 2023, 87 (93) und der Nutzungsuntersagung (BayVGH, B.v. 23.7.2018 – 15 ZB 17.1092 – BayVBl 2019, 458 (461)), die jeweils ein fortdauerndes Unterlassen zum Gegenstand haben. stRspr, vgl. BVerwG, U.v. 18.11.2010 – 3 C 42/09 – BVerwGE 138, 159 = juris Rn. 14. Vgl. BVerwG vom 02.02.1982 BayVBl 1982, 501. Vgl. BVerwG, U.v. 22.11.2018 – 7 C 11.17 – NVwZ 2019, 886 = juris Rn. 18 m. w. N. Nur in Ausnahmefällen berechtigt § 331 Abs. 1 SGB III zur vorläufigen Einstellung von Leistungen; gem. § 331 Abs. 2 SGB III muss die Behörde den Bewilligungsbescheid aber spätestens nach zwei Monaten rückwirkend aufheben. BVerwG, U. v. 30.11.1966 – V C 29.66 – BVerwGE 25, 307/309. Merten in Hauck/Noftz, SGB X, Stand: Dezember 2022, § 48 Rnr. 15. So ausdrücklich LSG BW, B.v. 18.10.2006 – L 7 SO 3313/06 – juris; in der Sache ebenso HessLSG, B.v. 18.4.2007 – L 7 SO 85/06 ER – juris; LSG Berlin-Bbg, B.v. 27.1.2006 – L 15 B 1105/05 SO ER – juris. BSG, U.v. 8.2.2007 – B 9b AY 1/06 R – juris Rn. 12 ff. Entlehnt aus LSG Berlin-Bbg, B.v. 27.1.2006 – L 15 B 1105/05 SO ER – juris Rn. 23, das aber wohl eher davon ausgeht, dass die Behörde jeden Monat einen neuen Bescheid erlässt. Vgl. BayVGH, U.v. 30.1.2008 – 12 B 07.280 – juris. Vgl. BVerwG, U.v. 31.8.1995 – 5 C 9.94 – NJW 1996, 2588.