Dritter Teil Bescheide (Grundlagen) § 19 Bescheide im erstinstanzlichen Verfahren II. Die Bescheidsformel (der Tenor) 2. Die Zusammensetzung des Tenors im Einzelnen 2.3 Sonstige Entscheidungen

2.3.5Anordnung der sofortigen Vollziehung174

174

Vgl. Hilg, Verwaltungsgerichtsbarkeit, Auflage 2016, S. 281 ff.; Klein, Grundfragen des behördlichen Ausschlusses der aufschiebenden Wirkung, apf 2008, 135. Obwohl es korrekt eigentlich „Anordnung der sofortigen Vollziehbarkeit“ heißen müsste (vgl. Renck, Sofort vollziehbares Unrecht? NVwZ 1988, 700 Fußnote 1), wird hier der Ausdruck „Anordnung der sofortigen Vollziehung“ verwendet, weil sich der Gesetzgeber in § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4, §§ 80a, 80b VwGO und auch in Art. 19 Abs. 1 Nr. 3 VwZVG für diese Formulierung entschieden hat.

174a

Aus § 54 Abs. 2 Satz 1 BeamtStG in Verb. mit Art. 12 Abs. 1 Satz 1 Halbsatz 1 Nr. 5 AGVwGO folgt, dass auch ein beamtenrechtlicher Anfechtungswiderspruch nach § 80 Abs. 1 VwGO grundsätzlich aufschiebende Wirkung hat. Hingegen hat der Widerspruch eines Beamten im Vorfeld einer allgemeinen Leistungs- oder Feststellungsklage (vgl. § 54 Abs. 2 Satz 1 BeamtStG in Verb. mit Art. 12 Abs. 1 Satz 1 Halbsatz 2 AGVwGO) keine aufschiebende Wirkung, weil § 80 Abs. 1 VwGO einen Verwaltungsakt voraussetzt (vgl. zur Problematik Bostedt in Fehling/Kastner, Verwaltungsrecht, 2. Aufl. 2010, § 80 VwGO RdNr. 28).

174b

Zum Wesen der aufschiebenden Wirkung vgl. oben § 18 RdNr. 90. Ob jeder Widerspruch ohne Rücksicht auf seine Zulässigkeit und Begründetheit aufschiebende Wirkung hat, ist sehr umstritten (vgl. dazu Pietzner/Ronellenfitsch, RdNrn. 1432 ff.). Nach wohl h.M. hat nur ein offensichtlich unzulässiger Widerspruch keine aufschiebende Wirkung. Geht die Behörde nach Widerspruchseinlegung fälschlich davon aus, dass der Widerspruch keine aufschiebende Wirkung habe, der Verwaltungsakt also vollziehbar sei, so stellt das Verwaltungsgericht in analoger Anwendung von § 80 Abs. 5 VwGO auf Antrag fest, dass der Widerspruch aufschiebende Wirkung hat (vgl. oben § 14 RdNr. 12; BayVGH vom 06.10.2005 BayVBl 2006, 249; Kopp/Schenke, VwGO, § 80 RdNr. 181).

174c

Siehe dazu unten § 19 RdNrn. 122 ff.

175

Siehe dazu unten § 19 RdNr. 125a.

175a

Siehe dazu unten § 19 RdNrn. 117a ff.

175b

Vgl. BVerwG vom 20.01.2016 BayVBl 2016, 566; Schmidt in Eyermann, VwGO, § 80 RdNrn. 12, 15; Funke-Kaiser in Bader/Funke-Kaiser/Stuhlfauth/von Albedyll, VwGO, § 80 RdNr. 20.

175c

Fällt der Zeitpunkt der Anordnung mit dem Zeitpunkt des Erlasses des Verwaltungsaktes zusammen, hat ein Rechtsbehelf keinen Suspensiveffekt. Ansonsten beseitigt die Anordnung den zunächst eingetretenen Suspensiveffekt mit Wirkung für die Zukunft (vgl. Eyermann, a.a.O., RdNr. 32).

175d

Siehe unten § 20 RdNrn. 2d und 276 bis 277a.

176

BVerfG vom 18.07.1973 BVerfGE 35, 382 = BayVBl 1974, 190 (sog. „Araberentscheidung“); vom 16.07.1974 BVerfGE 38, 52 = BayVBl 1974, 669 (Ausweisung wegen strafgerichtlicher Verurteilungen); vom 21.03.1985 BVerfGE 69, 220 = BayVBl 1985, 433 (Ausweisungsverfügung); vom 24.10.2003 BayVBl 2004, 208 (Widerruf einer Approbation als Apothekerin; Einziehung der Approbationsurkunde); vom 01.10.2008 BayVBl 2009, 398 (immissionsschutzrechtliche Genehmigung).

177

Vgl. dazu und zum Folgenden das drei Jahre nach seinem Erlass außer Kraft getretene IMRdS betr. Anordnung der sofortigen Vollziehung in baurechtlichen Verfahren vom 18.02.1975 Nr. II B 4 – 9100 – 16.

178

Vgl. Kopp/Schenke, VwGO, § 80 RdNr. 83.

178a

Vgl. unten § 19 RdNr. 230.

179

Wenn nach dem VwZVG vollstreckt wird, bedarf es im Anwendungsbereich der VwGO im Hinblick auf Art. 21a VwZVG keiner Vollziehbarkeitsanordnung in Bezug auf eine im Tenor etwa auch enthaltene Zwangsmittelandrohung. Bei einer Vollstreckung nach dem VwVG muss auch die Zwangsmittelandrohung für sofort vollziehbar erklärt werden. Dasselbe gilt bei einer Vollstreckung nach dem VwZVG im Anwendungsbereich des SGG (vgl. oben § 18 RdNr. 205a).

180

Vgl. Kopp/Schenke, VwGO, § 80 RdNr. 104.