Die Rechtsbehelfsbelehrung muss, wie bereits erwähnt wurde346b, Angaben über den Rechtsbehelf, die Verwaltungsbehörde oder das Gericht, bei der bzw. dem der Rechtsbehelf anzubringen ist, den Sitz und die einzuhaltende Frist enthalten. Die Angaben müssen vollständig und richtig sein; wenn sie das nicht sind, läuft statt der eigentlichen Rechtsbehelfsfrist eine Jahresfrist (§§ 58, 70 Abs. 2 VwGO, §§ 66, 84 Abs. 2 Satz 3 SGG). Kommen mehrere Rechtsbehelfe in Betracht, etwa nach Art. 12 Abs. 1 Satz 1 Halbsatz 1 AGVwGO, muss sich die Belehrung auf sämtliche erstrecken.
346b Vgl. oben § 19 RdNr. 242. Siehe dazu unten § 19 RdNr. 255 bis 256a. Siehe dazu unten § 19 RdNr. 253 und 253a. Siehe dazu unten § 19 RdNr. 254 und 254a. Siehe dazu unten § 20 RdNr. 3m. Siehe dazu unten § 19 RdNrn. 253 bis 254a. Siehe dazu unten § 19 RdNrn. 255 und 255a. Vgl. oben § 19 RdNr. 242. BVerwG vom 09.05.2019 BVerwGE 165, 299 = NVwZ-RR 2019, 885 = BeckRS 2019, 16675, besprochen von Deubert in apf 2020, 115; BayVGH vom 02.02.1977 BayVBl 1977, 341; Kopp/Schenke, VwGO, § 58 RdNr. 11. BVerfG vom 27.07.1971 NJW 1971, 2217; Kopp/Schenke, a.a.O. BVerwG vom 21.01.1972 BayVBl 1972, 560. BayVGH vom 23.01.1975 BayVBl 1976, 691 (nur Leitsatz). Vgl. NdsOVG vom 26.07.2010 NVwZ-RR 2010, 861. Vgl. BVerwG vom 13.12.1978 BVerwGE 57, 188/190; vom 29.08.2018 BayVBl 2019, 351; Kopp/Schenke, VwGO, § 58 RdNr. 12; Kastner in Fehling/Kastner, Verwaltungsrecht, § 58 VwGO RdNr. 19. Vgl. BVerwG vom 30.04.2009 BVerwGE 134, 41; OVG NRW vom 04.03.2009 NJW 2009, 1832. So z.B. Harbich, Rechtsbehelfsbelehrung, APF 1987, 43, mit Hinweis auf Sinn und Zweck des § 58 VwGO. BFH vom 12.03.2015 BFHE 249, 292. BVerwG vom 13.12.1978 BVerwGE 57, 188/191. Vgl. BVerwG vom 08.05.1956 BVerwGE 3, 273; Harbich, Rechtsbehelfsbelehrung, APF 1987, 43. BayVGH vom 21.03.1986 Nr. 12 B 85 A.31 (nicht veröffentlicht). Vgl. BFH vom 12.03.2015 BFHE 249, 292, wonach zwar zu einer ordnungsgemäßen Rechtsbehelfsbelehrung auch eine ausreichende, für den Beteiligten verständliche Belehrung über den Fristbeginn gehört, diese aber nicht den Besonderheiten des Einzelfalles Rechnung tragen muss. Es genüge eine abstrakte Belehrung über die vorgeschriebene Anfechtungsfrist anhand des Gesetzestextes (also z.B. des § 70 Abs. 1 oder des § 74 Abs. 1 Satz 2 VwGO). BVerwG vom 27.04.1990 NJW 1991, 508 = BayVBl 1990, 600. BVerwG vom 31.05.2006 NVwZ 2006, 943. So zutreffend BFH vom 12.03.2015 a.a.O. sowie BayVGH vom 02.02.1977 BayVBl 1977, 341 und Büchner, BayVBl 2000, 446. Demgegenüber meinen das Bundessozialgericht (vom 06.12.1996 BSGE 79, 293 = NVwZ 1998, 109; vom 09.12.2008 SAR 2009, 50 = FEVS 60, 550) und das OVG NRW (vom 04.03.2009 NJW 2009, 1832), dass in den von ihnen entschiedenen Fällen, in denen mittels Einschreiben zugestellt wurde, die Rechtsbehelfsbelehrung wegen der Verwendung des Begriffs „Bekanntgabe“ unrichtig gewesen sei. In seiner vorerwähnten Entscheidung vom 09.12.2008 geht das Bundessozialgericht sogar so weit zu behaupten, die Behörde müsse bei jeder Art der Zustellung auf den Zeitpunkt der Zustellung abstellen und dürfe nicht den „ungenauen und missverständlichen Begriff der Bekanntgabe wählen“. Diese Meinung ist nicht nachvollziehbar, weil sowohl nach dem SGG als auch nach der VwGO die Fristen für förmliche Rechtsbehelfe gegen den Ausgangsbescheid durch dessen „Bekanntgabe“ in Lauf gesetzt werden (§ 84 Abs. 1 Satz 1, § 87 Abs. 1 SGG, § 70 Abs. 1 Satz 1, § 74 Abs. 1 Satz 2 VwGO) und dieser Begriff daher nicht so „ungenau und missverständlich“ sein kann (vgl. auch § 39 Abs. 1 Satz 1 SGB X und Art. 43 Abs. 1 Satz 1 BayVwVfG zum Zeitpunkt des Wirksamwerdens eines Verwaltungsaktes). Die Zustellung ist gegenüber der Bekanntgabe kein „aliud“, sondern nur eine bestimmte Form der Bekanntgabe (vgl. § 37 Abs. 5 SGB X, Art. 41 Abs. 5 BayVwVfG, § 2 Abs. 1 VwZG und Art. 2 Abs. 1 VwZVG). Auch das StMI hält es in seinen Rechtsbehelfsbelehrungsmustern für Ausgangsbescheide (siehe die nachfolgenden RdNrn. 253 ff.) für unbedenklich, einheitlich den Begriff der „Bekanntgabe“ des Ausgangsbescheides zu verwenden ohne Rücksicht darauf, ob dieser förmlich zugestellt wird oder nicht und auf welche Art er zugestellt wird. Speziell zur Zustellung mit Einschreiben weist Büchner (BayVBl 2000, 446) zutreffend darauf hin, dass das Abstellen auf den dritten Tag nach der Aufgabe zur Post den Adressaten im Fall eines früheren Zugehens nicht benachteiligt, sondern begünstigt. In dem vom OVG NRW entschiedenen Fall wurde der Bescheid durch Einschreiben mit Rückschein zugestellt. Da damals die Dreitagesfiktion auch für diese Zustellungsart galt (vgl. Nr. 4.1.1 der damals geltenden IMBek betr. Vollzug des VwZVG), konnte nach Auffassung des OVG NRW der Empfänger den Bekanntgabezeitpunkt nicht problemlos feststellen. Seit der Neufassung von Art. 4 VwZVG, § 4 VwZG ist eine solche Argumentation nicht mehr tragfähig, weil jetzt allein der Rückschein maßgebend ist. BVerwG vom 27.05.1981 NJW 1982, 300. BVerwG vom 09.11.1966 BVerwGE 25, 261; vom 23.08.1990 BVerwGE 85, 298; Pietzner/Ronellenfitsch, RdNr. 1296. Kopp/Schenke (§ 58 RdNr. 10) und Hoppe in Eyermann (§ 58 RdNr. 10) halten die Angabe von Straße und Hausnummer dann für erforderlich, wenn Verwechslungsgefahr besteht. M.E. sind Straße und Hausnummer immer anzugeben, weil es dem Betroffenen nicht erschwert werden darf, den Widerspruch zur Niederschrift einzulegen (§ 70 Abs. 1 Satz 1 VwGO) und/oder die Klage zur Niederschrift zu erheben (§ 81 Abs. 1 Satz 2 VwGO). Zu denken ist auch an den Betroffenen, der unter voller Ausnutzung der Frist seinen Rechtsbehelf „in letzter Sekunde“ bei der Behörde bzw. dem Gericht einwerfen will. Harbich, Rechtsbehelfsbelehrung, APF 1987, 43. Vgl. Hilg, Lehrbuch „Verwaltungsgerichtsbarkeit“ der BVS, Auflage 2016, S. 128 und 331. Vgl. BayVGH vom 12.08.2011 FStBay 2012/236. Vgl. BSG vom 28.05.1991 BSGE 69, 9. So z.B. Harbich, Rechtsbehelfsbelehrung, APF 1987, 43. Z.B. Harbich a.a.O.; von Albedyll in Bader/Funke-Kaiser, Stuhlfauth/von Albedyll, VwGO, § 58 RdNr. 10; Hilg, Fragen und Fälle zum Verwaltungsprozessrecht, apf 2015, 237/240; Hilg, Lehrbuch „Verwaltungsgerichtsbarkeit“, 2016, S. 125. BFH vom 12.03.2015 BFHE 249, 292. BVerwG vom 29.08.2018 BayVBl 2019, 351. Vgl. BayVGH vom 26.07.2019 (in BayVBl 2020, 26 insoweit nicht abgedruckt). Zuletzt BVerwG vom 25.01.2021 BayVBl 2021, 563. Vgl. Hoppe in Eyermann, VwGO, § 58 RdNr. 18; Deubert, Zur Bedeutung der Regelung in § 58 VwGO über die Rechtsbehelfsbelehrung, apf 2020, 115/117. So auch Hoppe in Eyermann, VwGO, § 58 RdNr. 23. So BVerwG vom 25.01.2021 BayVBl 2021, 563; NdsOVG vom 30.09.2019 BeckRS 2019, 23229; Hoppe in Eyermann, VwGO, § 55a RdNr. 3 und § 58 RdNr. 22.