Dritter Teil Bescheide (Grundlagen) § 20 Bescheide im Widerspruchsverfahren III. Der Widerspruchsbescheid 2. Die Bescheidsformel (der Tenor) 2.3 Sonstige Entscheidungen 2.3.3 Kostenentscheidung

2.3.3.12Kostenentscheidung bei falscher Rechtsbehelfsbelehrung

Es kommt vor, dass jemand im Ausgangsbescheid über die Möglichkeit der Widerspruchseinlegung belehrt wird, obwohl der Widerspruch gar nicht statthaft ist (z. B. wegen § 44a VwGO, Art. 12 Abs. 2 und 3 AGVwGO, § 68 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 oder Abs. 2 in Verb. mit Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 VwGO). Wenn nun der Betroffene im Vertrauen auf die Richtigkeit dieser (falschen) Belehrung Widerspruch erhebt, stellt sich die Frage, wie die Widerspruchsbehörde zu verfahren hat, wenn sie die Fehlerhaftigkeit der Rechtsbehelfsbelehrung erkennt. Die Antwort richtet sich nach der Eigenart des im Einzelfall zur Anwendung kommenden Verwaltungsverfahrensgesetzes.

441b

Vgl. § 20 RdNr. 2c.

441c

BT-Drucks. 7/910 S. 92 („Zu Absatz 1“).

441d

Széchényi, Die Kostenfolgen einer unrichtigen Rechtsbehelfsbelehrung, BayVBl 2015, 115.

441e

Vgl. Kopp/Ramsauer, VwVfG, § 80 RdNr. 4.

441f

Vgl. z. B. BayVGH, U. v. 07.08.2008 – 11 CS 08.1854 – BeckRS 2009, 6830 = BayVBl 2009, 111; BayVGH, U. v. 02.08.2016 – 9 BV 15.1070 u. 9 BV 15.1071 – BeckRS 2009, 6830 = BayVBl 2017, 174.

441g

BayVGH, B. v. 11.02.2009 – 20 CS 08.3419 – BeckRS 2009, 42989. Vgl. auch VG Augsburg, Gerichtsbescheid v. 20.10.2011 – Au 2 K 11.754 – BeckRS 2012, 47400, FStBay 2012/210.

441h

Siehe vorstehende Fußnote 441g.

441i

A. A. VG Augsburg (siehe Fußnote 441g).

441j

Siehe oben § 20 RdNr. 172.

441k

Vgl. BayVGH, B. v. 18.12.2019 – 20 BV 18.2645 – BeckRS 2019, 35081 = LSK 2019, 35081; Pietzner/Ronellenfitsch, § 17 RdNr. 580. A. A. Széchényi (siehe Fußnote 441d), der, was die Berücksichtigung des bisherigen Sachstandes betrifft, ausschließlich auf die mangelnde Erfolgsaussicht des Widerspruchs abstellt. Diese ist aber für den „bisherigen Sachstand“ nur von sekundärer Bedeutung. Was diesen Sachstand primär und entscheidend prägt, sind die fehlerhafte Rechtsbehelfsbelehrung und das schutzwürdige Vertrauen des Widerspruchsführers auf ihre Richtigkeit; sie sind die alleinige Ursache für die Einlegung des Widerspruchs und dessen Unzulässigkeit. Da Art. 80 Abs. 1 Satz 5 BayVwVfG nur vom „bisherigen Sachstand“ spricht, kann offenbleiben, welches Gewicht der mangelnden Erfolgsaussicht zukäme, wenn – ähnlich wie in § 161 Abs. 2 Satz 1 VwGO und § 91a Abs. 1 Satz 1 ZPO – auch der „bisherige Streitstand“ zu berücksichtigen wäre. Mit den Wörtern „nach billigem Ermessen“ räumt Art. 80 Abs. 1 Satz 5 BayVwVfG der Widerspruchsbehörde den weitestgehenden Spielraum ein (vgl. Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, 53. Aufl. 1995, § 91a RdNr. 118, zum gerichtlichen Ermessen i. S. des § 91a Abs. 1 Satz 1 ZPO).

441l

A. A. VG Augsburg (siehe Fußnote 441g).

441m

Siehe oben Fußnote 441g.

441n

Siehe § 20 RdNr. 365d.