Die gesetzliche Bestimmung des § 31 Abs. 3 Satz 1 OWiG regelt nur den Fall der Handlung, nicht aber den des pflichtwidrigen Unterlassens. Bei den häufigen Tatbeständen, in denen das Unterlassen einer verwaltungsrechtlich vorgeschriebenen Anzeige- oder Meldepflicht entspricht, ergibt sich daher das Problem des Verjährungsbeginns. Objektiv endet die Pflicht bei einem echten Unterlassungsdelikt erst mit dem Wegfall der Handlungspflicht, nicht schon mit dem Ende einer gesetzlichen Frist.1 Bei einem echten Unterlassungsdelikt2 ist die Tat nach einhelliger Auffassung in Rechtsprechung und Literatur erst beendet und beginnt die Verjährung, wenn die Handlungspflicht entfällt, z. B. durch Nachholung der versäumten Handlung oder Wegfall des Interesses der Behörde an der Nachholung oder durch Wegfall der pflichtenbegründenden Stellung des Betroffenen.3
1 Hanseatisches OLG Hamburg, Beschluss vom 14.2.2022, Az. 9 RB 36/22; Thüringer OLG (Jena), Beschluss vom 2.2.2006, Az. 1 Ss 97/05. Zur Abgrenzung echter von unechten Unterlassungsdelikten Teil I Nr. 1 §§ 1, 8 OWiG. Zur Abgrenzung zwischen „echtem“ und „unechtem“ Unterlassungsdelikt Teil I Nr. 1 §§ 1 und 8 OWiG. BGH, Beschluss vom 1.9.2020, Az. 1 StR 58/19, zur strafrechtlichen Parallelvorschrift § 78 StGB; LG Duisburg, Beschluss vom 6.6.2018, Az. 69 Qs 21/18, unter Bezugnahme auf KKOWiG-Ellbogen, Rdnr. 26 m. OLG Rostock, Beschluss vom 16.12.2014, Az. 21 Ss OWI 208/14 (Z). OLG Nürnberg, Beschluss vom 29.1.2015, Az. 1 OLG 8 Ss 99/14 zur strafrechtlichen Parallelvorschrift § 78a StGB; OLG Hamm, Beschluss vom 15.12.1995, Az. 2 Ss OWi 1396/95. BayObLG, Beschluss vom 28.8.1990, Az. RReg 4 St 103/90; FG Köln, Urteil vom 26.2.2014, Az. 12 K 1957/13. BayObLG, Beschluss vom 12.7.1995, Az. 3 ObOWi 58/95. OLG Düsseldorf, Beschluss vom 15.10.1987, Az. 5 Ss (OWi) 340/87 – 257/87 I. BayObLG, Beschluss vom 30.7.1993, Az. 3 ObOWi 63/93; KG (Berlin), Beschluss vom 13.9.2000, Az. 2 Ss 193/00 – 5 Ws (B) 631/00. Brandenburgisches OLG (Brandenburg), Beschluss vom 8.12.2021, Az. 1 OLG 53 Ss-OWi 255/21; Thüringer OLG (Jena), Beschluss vom 2.2.2006, Az. 1 Ss 97/05, zu § 5 AEntG a. F. Brandenburgisches OLG (Brandenburg), Beschluss vom 8.12.2021, Az. 1 OLG 53 Ss-OWi 255/21.