Der Betroffene gilt so lange als unschuldig, bis das Gegenteil in einem Bußgeldbescheid der Verwaltungsbehörde (§ 65 OWiG) oder einer gerichtlichen Bußgeldentscheidung (Urteil, Beschluss nach 72 OWiG) rechtskräftig festgestellt ist. Die Unschuldsvermutung nach Art. 6 Abs. 2 EMRK gilt anders als für das Verwaltungsverfahren (§ 9 VwVfG und entsprechende landesrechtliche Vorschriften bzw. § 8 SGB X) im Bußgeldverfahren ebenso wie im Strafverfahren und ist aus dem verfassungsrechtlichen Rechtsstaatsgebot (Art. 20 Abs. 3 GG) abzuleiten.1
1 BVerfG, Beschluss vom 19.7.1967, Az. 2 BvR 489/66; allgemeine Meinung in der bußgeldrechtlichen Rechtsprechung, OLG Oldenburg (Oldenburg), Beschluss vom 16.6.2022, Az. 2 Ss OWi 95/22; OLG Frankfurt (Main), Beschluss vom 11.8.2016, Az. 2 Ss OWi 562/16; OLG Köln, Beschluss vom 4.1.2013, Az. 1 RBs 334/12; OLG Düsseldorf, Beschluss vom 17.9.2008, Az. IV-Ss OWi 129/08-(OWi) 75/08 I.