Nach Art. 80 Abs. 3 Satz 1 BayVwVfG496 setzt die Behörde, die die Kostenentscheidung getroffen hat, also im Fall der Abhilfe die Ausgangsbehörde (§ 72 VwGO: „.. und entscheidet über die Kosten“) und ansonsten die Widerspruchsbehörde (§ 73 Abs. 3 Satz 3 VwGO), auf Antrag den Betrag der zu erstattenden Aufwendungen fest (Parallele im verwaltungsgerichtlichen Verfahren: § 164 VwGO). Aus dem Wortlaut des Gesetzes („getroffen hat“) ergibt sich, dass die Kostenfestsetzung entgegen der früheren bayerischen Praxis497 nicht im Abhilfe- oder Widerspruchsbescheid selbst vorgenommen werden darf; es ist vielmehr nach Erlass des Abhilfe- oder Widerspruchsbescheides ein neues Verwaltungsverfahren im Sinne von Art. 9 BayVwVfG498 durchzuführen, das mit dem Antrag beginnt und durch einen besonderen Bescheid, den „Kostenfestsetzungsbescheid“499, abgeschlossen wird. Der Erstattungspflichtige ist „Antragsgegner“ im Sinne von Art. 13 Abs. 1 Nr. 1 BayVwVfG; er ist vor Erlass des Kostenfestsetzungsbescheides zu hören (Art. 28 BayVwVfG)500.
496 Vgl. auch § 80 Abs. 3 Satz 1 VwVfG. Art. 16 Abs. 3 Satz 3 AGVwGO a.F. und IMRdS betr. Behandlung von Widersprüchen vom 26.07.1965 Az. I A 5-1052-26/4, Abschnitt VII. Vgl. auch § 9 VwVfG und § 8 SGB X. Nach Giehl, Verwaltungsverfahrensrecht in Bayern, Stand März 2013, Art. 80 Abschnitt VII, ist der Bescheid als „Kostenerstattungsbescheid“ zu bezeichnen. Vgl. Pietzner/Ronellenfitsch, § 46 RdNr. 24. So die h.M., z.B. Kastner in Fehling/Kastner, Verwaltungsrecht, § 80 VwVfG RdNr. 21. Vgl. Kopp/Ramsauer, VwVfG, § 80 RdNr. 53; Pietzner/Ronellenfitsch, § 46 RdNr. 20. Vgl. Pietzner/Ronellenfitsch, § 46 RdNr. 24: Bescheid darf erst ergehen, wenn die Kostenlastentscheidung unanfechtbar geworden ist oder Rechtsbehelfe gegen sie keine aufschiebende Wirkung haben. Unanfechtbarkeit fordern auch Stelkens/Bonk/Sachs, VwVfG, § 80 RdNr. 102, und Meyer/Borgs, VwVfG, § 80 RdNr. 31. Ähnlich Kopp/Ramsauer, VwVfG, § 80 RdNr. 54; enger Giehl, a.a.O.: Bescheid soll grundsätzlich erst nach Unanfechtbarkeit der Kostenentscheidung ergehen, weil sie durch eine Entscheidung nach § 162 VwGO hinfällig werden kann; „eine vorgezogene Entscheidung wäre, wenn nicht unmöglich, so doch in jedem Fall unzweckmäßig“. Vgl. auch Odenthal, Das Verhältnis zwischen Grund- und Betragsentscheidung bei der Kostenerstattung nach § 80 VwVfG, NVwZ 1990, 641. Vgl. auch § 80 Abs. 1 Satz 1 VwVfG und § 63 Abs. 1 Satz 1 SGB X. Vgl. Nr. 3.3 des Einführungsschreibens des Bundesministers der Finanzen zur Anwendung des § 80a AO vom 15.12.1981 (BStBl I 1982 S. 193), das zwar durch die Entscheidung des BVerfG zum Staatshaftungsgesetz formell gegenstandslos geworden ist, aber mit seinen sachlichen Aussagen nach wie vor zur Auslegung des Art. 80 Abs. 2, 3 BayVwVfG herangezogen werden kann. Sehr str. Vgl. oben § 20 RdNr. 291. A.A. Nr. 3.3 des vorerwähnten Einführungsschreibens des Bundesministers der Finanzen und Pietzner/Ronellenfitsch, § 46 RdNr. 18 mit Rechtsprechungsnachweisen. Vgl. auch § 80 Abs. 2, Abs. 3 Satz 2 VwVfG und § 63 Abs. 2, Abs. 3 Satz 2 SGB X. Hat die Behörde im Abhilfe- oder im Widerspruchsbescheid eine Kostenlastentscheidung zugunsten des Widerspruchsführers getroffen und die Zuziehung eines Bevollmächtigten für notwendig erklärt, so kann im nachfolgenden Kostenfestsetzungsverfahren über die Höhe der zu erstattenden Aufwendungen das Bestehen einer Kostenpflicht dem Grunde nach nicht mehr bestritten werden (BVerwG vom 29.04.1988 BVerwGE 79, 291). Ist ein Anwalt nicht förmlich bevollmächtigt worden, so wird über die Notwendigkeit seiner Inanspruchnahme nicht im Abhilfe- oder Widerspruchsbescheid, sondern im Kostenfestsetzungsbescheid entschieden (BVerwG vom 18.04.1988 NVwZ 1988, 721). Einführungsgesetz zum Rechtsdienstleistungsgesetz vom 12.12.2007 (BGBl I S. 2840), zuletzt geändert durch G vom 22.12.2011 (BGBl I S. 3057). Vgl. Nr. 4.5.2 des vorerwähnten Einführungsschreibens des Bundesministers der Finanzen. Im Anwendungsbereich des mit Art. 80 Abs. 3 BayVwVfG vergleichbaren § 63 Abs. 3 SGB X ist § 3 Abs. 2 RVG zu beachten, wonach für ein Widerspruchsverfahren nach dem SGG Betragsrahmengebühren entstehen (§ 3 Abs. 1 Satz 1 RVG). Hier ist es also nicht notwendig, den Gegenstandswert zu ermitteln; siehe unten § 20 RdNr. 439. Näheres zum Streitwertkatalog 2013 siehe oben § 14 RdNr. 31 Fußnote 38. Schließt sich an ein Verwaltungsverfahren ein gerichtliches Verfahren an, so wird der Gegenstandswert für das Vorverfahren inzidenter im Kostenfestsetzungsbeschluss nach § 164 VwGO festgesetzt (BayVGH vom 12.11.1992 BayVBl 1993, 605 = NVwZ-RR 1993, 334). Vgl. BVerwG vom 26.03.1986 BayVBl 1986, 669 = NJW 1986, 2128; VG Regensburg vom 11.11.1975 BayVBl 1976, 187/188; OVG Berlin vom 12.03.1982 NJW 1982, 2516/2517; Pietzner/Ronellenfitsch, § 46 RdNr. 22; Kopp/Ramsauer, VwVfG, § 80 RdNr. 10. So Pietzner/Ronellenfitsch, § 46 RdNr. 22. Vgl. BVerwG vom 22.04.1980 BayVBl 1981, 125. So BVerwG vom 21.08.1981 BayVBl 1982, 29; vom 04.10.1985 BayVBl 1986, 158; ebenso die mit Ablauf des Jahres 2006 außer Kraft getretene IMBek betr. Erledigungsgebühr gemäß § 24 BRAGO im verwaltungsgerichtlichen Vorverfahren vom 29.01.1982 (MABl S. 69); a.A. BayVGH vom 10.05.1979 BayVBl 1979, 506, aufgehoben durch die vorerwähnte Entscheidung des BVerwG vom 21.08.1981, und Pietzner/Ronellenfitsch, § 46 RdNr. 23, wonach bereits eine überzeugende Widerspruchsbegründung, die ersichtlich Ursache für die Zurücknahme des Verwaltungsaktes ist, die Gebühr nach Nr. 1002 VV rechtfertigt. Vgl. OLG Koblenz vom 10.03.1983 MDR 1983, 852; OLG Braunschweig vom 06.03.1991 NJW 1991, 3155; OLG Oldenburg vom 09.06.1991 NJW 1991, 3156. Vgl. BVerfG vom 17.02.1995 NJW 1996, 382/383; BFH vom 06.03.1990 NJW 1991, 1702; OLG Nürnberg vom 19.03.1991 NJW 1991, 3159; Hartmann, Kostengesetze, 44. Aufl. 2014, RdNr. 17 zu 7008 VV. Vgl. BVerwG vom 16.10.1980 BVerwGE 61, 100/105 = BayVBl 1981, 93; BayVGH vom 12.08.1982 BayVBl 1982, 692/693; Pietzner/Ronellenfitsch, § 46 RdNr. 20; Kopp/Ramsauer, VwVfG, § 80 RdNr. 59. BVerwG vom 16.10.1980 BVerwGE 61, 100/105 = BayVBl 1981, 93. So auch BayVGH vom 12.08.1982 BayVBl 1982, 692/693. Demgegenüber meinen Kopp/Ramsauer (VwVfG, § 80 RdNr. 59), dass über den Zinsanspruch durch Verwaltungsakt im Rahmen des „Kostenfestsetzungsbeschlusses“ oder in einem gesonderten Bescheid zu entscheiden sei. Vgl. oben § 20 RdNrn. 142, 166. Vgl. Kopp/Ramsauer, VwVfG, § 80 RdNr. 64. Vgl. oben § 20 RdNrn. 142, 166. Vgl. BayVGH vom 12.08.1982 BayVBl 1982, 692. Siehe oben § 20 RdNr. 3m Beispiel Nr. 1. Siehe oben § 20 RdNr. 3m. Siehe oben § 19 RdNr. 250a. BVerwG vom 26.03.1986 BayVBl 1986, 669 = NJW 1986, 2128. So auch Pietzner/Ronellenfitsch, § 46 RdNr. 25; nach der Gegenmeinung ist ein neuer titulierter Leistungsbescheid der erstattungsberechtigten Ausgangsbehörde erforderlich. Vgl. zur Problematik auch Kopp/Ramsauer, VwVfG, § 80 RdNr. 8. So auch BayVGH vom 12.08.1982 BayVBl 1982, 692; Pietzner/Ronellenfitsch, RdNrn. 1333 bis 1335.