Kürzlich hörte ich in einer Coaching-Situation folgende Geschichte aus der Praxis: Eine Abteilungsleiterin sagte zu ihrem Auszubildenden: „Ich wünsche mir, dass Sie die Unterlagen dann bis 15 Uhr fertig haben". Doch auch um 16 Uhr lagen die Unterlagen noch nicht vor. Darauf angesprochen antwortete der junge Mann im überraschten (und keineswegs provokanten) Ton: „Aber Sie haben es sich doch bloß gewünscht!?"
Männer und Frauen kommunizieren einfach anders
In diesem Fall ging es darum, eine Sprache zu gebrauchen, die der Führungsposition angemessen ist. Das hatte die Abteilungsleiterin versäumt. Eine solche Position ist immer mit Macht verbunden, und genau damit tun sich viele Frauen schwer. Für sie hat Macht einen negativen Beigeschmack und klingt nach autoritärem Gehabe oder gar Machtmissbrauch. Dabei heißt Macht auch, Dinge bewegen zu können, eine natürliche Autorität und selbstbewusste Ausstrahlung zu haben und sich klar zu positionieren, also Stellung zu beziehen. Wichtigstes Mittel dazu ist die Kommunikation – verbal wie nonverbal.
Eine Führungsposition hebt eine(n) Einzelne(n) aus der Gruppe heraus – Macht macht einsam – auch das ist für viele Frauen ein Problem. Meist unbewusst versuchen sie mit sprachlichen „Weichmachern" mehr Nähe und Übereinstimmung herzustellen. Sie drücken sich eher indirekt aus und benutzen besonders häufig Konjunktive und Füllwörter wie „vielleicht" oder „eigentlich". Statt klarer Anweisungen formulieren sie eher Fragen oder Bitten: „Könnten Sie bitte das Meeting vorbereiten?". Manches Mal schließt sich sogar noch eine Entschuldigung an „Sorry – das ist eine Anweisung von ganz oben, die muss ich weitergeben". Häufig begleitet von einem freundlichen Lächeln und einem etwas schief gestellten Kopf, um eine angenehmere Atmosphäre herzustellen.
Männer reagieren genauso unbewusst auf diese Signale, wie sie von den Frauen gesendet werden. Sie interpretieren diesen höflichen und freundlich gemeinten Kommunikationsstil als Zeichen von Schwäche, Unsicherheit oder gar Unterwürfigkeit. Eine Unverschämtheit, finden Sie? Nein, das ist es keineswegs.
Männer setzen Kommunikation dafür ein, sich in Machtstrukturen und Rangspielen abzugrenzen. Solche Hierarchien existieren im Berufsleben zunächst einmal über die Organisationsstrukturen. Aber auch innerhalb der Kollegen gibt es eine ganz klare Hierarchie. Für Männer ist das ganz ganz normal: Sie denken und kommunizieren in einem streng hierarchischen System. Bei jeder Begegnung wird als Erstes die Rangordnung abgecheckt. Es geht vor allem um die Klarheit, wer wo in der Rangfolge steht, denn davon hängt u.a. das weitere Kommunikationsverhalten ab.
Frauen dagegen nutzen Kommunikation in der Regel, um Beziehungen und Nähe mit möglichst großer Übereinstimmung herzustellen und zu erhalten. Dazu senden sie entsprechende Signale aus: Sie nicken bestätigend, lächeln freundlich, machen zustimmend "Mmh" oder "Aha. Ihnen geht es vor allem darum, Abgrenzung (oft irriger Weise mit Ablehnung gleichgesetzt) zu vermeiden. Frauen wollen also genau das Gegenteil von dem, was Männer anstreben.
Konflikte sind vorprogrammiert
Je weniger sich Frauen und Männer diese unterschiedlichen Kommunikationsweisen bewusst machen, desto mehr führen sie zu Konflikten. Gerade für Frauen in bzw. auf dem Weg in Führungspositionen kann dies ein echter Stolperstein werden, in Meetings und Besprechungen, in Mitarbeitergesprächen, bei Meinungsverschiedenheiten und selbst beim Small Talk zwischendurch.
Viele Frauen erkennen bzw. akzeptieren nicht, wie wichtig Hierarchie in den immer noch männlich geprägten Strukturen der Führungsetagen ist – auch im öffentlichen Dienst. Und sie kennen entweder die Spielregeln nicht oder sie glauben, diese Machtspiele seien nichts für sie. Mit dieser Haltung spielen Frauen dann womöglich wirklich keine Rolle bei der Besetzung attraktiver Führungsposi-tionen. Und das wollen weder Sie als Frau noch der öffentliche Dienst als Arbeitgeber.
Tipps für Frauen in Führungspositionen
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