In der Personalauswahl die dunklen Seiten der Bewerber erkennen

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Mit dem Test „Dark Triad of Personality at Work“ (TOP) gibt es nun ein Instrument, mit dem die berufsbezogenen Aspekte des Narzissmus, des Machiavellismus und der subklinischen Psychopathie gemessen werden können.

Liebe Leserinnen und Leser,

als Dunkle Triade der Persönlichkeit werden die drei Persönlichkeitsmerkmale Narzissmus, Machiavellismus und subklinische Psychopathie bezeichnet. Narzissmus zeichnet sich durch eine überzogene Selbstwerteinschätzung, ein überzogenens Anspruchsdenken und arrogantes Verhalten aus. Personen mit einer hohen Ausprägung in Machiavellismus neigen zur Anwendung gewiefter, jedoch allgemein gering akzeptierter Taktiken (z. B. Lügen, Betrug) zur Durchsetzung eigener Interessen. Zudem weisen sie eine von Zynismus und Mißtrauen geprägte Haltung zu ihren Mitmenschen sowie ein realistisches Selbstbild auf. Sie glauben, dass Härte und Stärke für die Durchsetzung eigener Interessen notwendig sei. Subklinische Psychopathie als Persönlichkeitsmerkmal ist gekennzeichnet durch selbstsüchtiges, rücksichtsloses Ausnutzen anderer, Gewissenlosigkeit und fehlendem Einfühlungsvermögen sowie Impulsivität und antisozialem Lebensstil. Diese drei Persönlichkeitsmerkmale weisen Überlappungen auf, lassen sich also nicht scharf voneinander abgrenzen.

Im beruflichen Kontext mag wahrscheinlich niemand mit Kollegen oder gar Vorgesetzten zu tun haben, die eine hohe Ausprägung in der Dunklen Triade aufweisen. Und tatsächlich zeigt die empirische Forschung, dass derartige Beschäftigte – insbesondere solche mit einer hohen Ausprägung in subklinischer Psychopathie – vermehrt kontraproduktiv, also auch schädigend für die Organisation und die Kollegen, handeln (Schwarzinger & Schuler, 2016, S. 69). Auch scheint die Arbeitszufriedenheit dieser Personen tendenziell niedriger zu sein. Im allgemeinen wird die berufliche Leistung durch die Dunkle Triade wohl wenig beeinflusst, allerdings beurteilen Vorgesetzte Mitarbeiter mit einer sehr hohen Ausprägung in Narzissmus und Machiavellismus deutlich schlechter (Schwarzinger & Schuler, 2016, S. 76 f.).

Mit dem Fragebogen „TOP – Dark Triad of Personality at Work“ legen Schwarzinger und Schuler ein Instrument mit dem Anspruch vor, die für das Berufsleben bedeutsamen Aspekte der Dunklen Triade zu erfassen. Der Fragebogen in der Standardform besteht aus 60 Fragen, die per Ankreuzen in etwa zehn Minuten beantwortet werden. Es besteht auch die Möglichkeit, den Fragebogen computergestützt durchzuführen und auszuwerten. Neben der Standardform gibt es auch eine Kurzform mit neun Fragen, vor deren Anwendung ich allerdings angesichts der niedrigen Mess-Zuverlässigkeit abrate. TOP ist für berufstätige Erwachsene aller Alters- und Berufsgruppen sowie Jugendliche ab 16 Jahren konzipiert und über die Testzentrale des Hogrefe Verlags beziehbar. Das Sprachverständnis muss vorab gesprüft werden.

Nach meiner Ansicht sollte Berufserfahrung bei den Befragten vorliegen, da die einzelnen Fragen stark am Berufsleben ausgerichtet sind. Insofern würde ich den Fragebogen schon aus diesem Grund bei Schülerinnen und Schülern nicht anwenden (zudem stelle ich mir die Rückmeldung der Ergebnisse an Minderjährige als heikel vor). Die Einsatzgebiete des TOP sind nach Angaben der Autoren Forschung, Personalauswahl und Personalentwicklung.

Hinsichtlich der Objektivität und der Mess-Zuverlässigkeit kann die Standardform des Fragebogens überzeugen. Die durchgeführten Studien zur Validität sind vielfältig und nachvollziehbar im Manual dokumentiert. Aus diesen wird deutlich, dass mit dem TOP tatsächlich die Merkmale der Dunklen Triade mit den für die Berufswelt bedeutsamen Facetten gemessen werden können. Zudem werden statistische Zusammenhänge zu beruflichen Verhaltensweisen und Erfolgkriterien dargestellt. Positiv ist hervorheben, dass auch eine Studie durchgeführt wurde, mit dessen Ergebnissen abgeschätzt werden kann, in welchem Ausmaß Bewerberinnen und Bewerber bei der Beantwortung der Fragen „schummeln“.

Der Einsatz des TOP in der Personalauswahl sollte wohlüberlegt erfolgen. Zum Beispiel kann die Annahme, dass eine niedrige Ausprägung der Dunklen Triade stets vorteilhaft ist, irreführend sein. Schwarzinger und Schuler (2016, S. 38) führen aus: „Beispielsweise werden Führungskräfte danach ausgewählt, dass sie über ausgeprägtes Selbstvertrauen verfügen und gerne gegenüber anderen Personen den Ton angeben, ihre Mitmenschen überzeugen können und auch über ausreichende Härte verfügen, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Mit diesen Eigenschaften und Haltungen wird eine Person mittlere oder überdurchschnittliche Werte in den Dunkle Triade-Faktoren erzielen“. Entscheidend sind folglich die Anforderungen der Vakanz. 

Zum Schluss wünsche ich Ihnen, dass Sie nicht zu lange über die Dunkle Triade Ihrer Mitmenschen nachdenken (und schon gar nicht über die eigene!) und die Vorweihnachtszeit genießen können.

Herzlichst

Ihr
Andreas Gourmelon


Quelle: Schwarzinger, D. & Schuler, H. (2016). TOP – Dark Triad of Personality at Work. Göttingen: Hogrefe.

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