Liebe Leserinnen und Leser,
Ausbildungsleitungen in NRW berichten, dass Nachwuchskräfte Ausbildungsangebote von Kommunalverwaltungen nach dem Auswahlverfahren zwar annehmen, in zunehmendem Maße aber vor dem ersten Arbeitstag absagen. Schätzungen gehen davon aus, dass ein Drittel der Nachwuchskräfte, die zugesagt haben, vor Beginn der Ausbildung / des Studiums „abspringen“. Ärgerlich ist das für die Verwaltungen deswegen, weil es kurz vor dem Beginn der Ausbildung oder des Studiums sehr schwierig ist, (dann wieder) freie Ausbildungsplätze zu besetzen. Studierende der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (HSPV NRW) haben sich nun damit beschäftigt, welche Maßnahmen in der Wartephase zwischen Einstellungszusage und erstem Arbeitstag durchgeführt werden könnten, um Nachwuchskräfte an die Einstellungsbehörde zu binden. Hierzu haben die Studierenden aus Dortmund und Lünen einen Blick über den Tellerrand gewagt und eine Befragung durchgeführt, welche Maßnahmen ausgewählte Kommunen bereits durchführen.
Kolleginnen und Kollegen der Ausbildungsabteilung der Stadt Dortmund haben einen Erstkontakt zu ausgewählten Kommunen hergestellt. Die zwanzig Kommunen, die an der Erhebung teilnehmen wollten, erhielten dann von den Studierenden einen Fragebogen. Angesichts der Antworten führten die Studierenden anschließend mit einigen Kommunalverwaltungen noch ein Telefoninterview durch, um ein besseres Verständnis der dort durchgeführten Preboarding-Maßnahmen zu erlangen. Aus der Befragung der Kommunen ergeben sich Anregungen für Preboarding-Maßnahmen, die auch für andere Behörden interessant sein können.
So veranstalten einige Kommunen während der Wartephase Einführungswochen, um die Nachwuchskräfte mit relevanten Informationen zu versorgen und ein frühzeitiges Kennenlernen zu fördern. Treffen finden online und / oder in Präsenz statt. Es werden Informationen zur Stadtverwaltung oder zum Studium vermittelt. Daneben wird das gegenseitige Kennenlernen durch den gemeinsamen Besuch von Weihnachtsmärkten, Biergärten oder durch das sog. „Azubi-Grillen“ gefördert.
Weiterhin werden den Nachwuchskräften Freizeitaktivitäten (z. B. Fahrten in Freizeitparks, Zoos oder Indoor-Sport) angeboten. Eine Kommune bietet ein Picknick im Stadtpark an, bei dem Snacks und Getränke zur Verfügung gestellt werden. Beim Schnuppernachmittag in der Kantine, bei dem ebenfalls für die Verpflegung gesorgt wird, können sich Nachwuchskräfte einen ersten Eindruck vom Alltag in der Kommunalverwaltung machen und die Ausbildungsleitung besser kennenlernen.
Der Welcome Day dient der Vernetzung der Nachwuchskräfte untereinander. Zudem können diese ihre Ausbildungsleitung sowie Patinnen und Paten bereits vor Antritt des Studiums kennenlernen.
Hospitationstage ermöglichen es den Nachwuchskräften, bereits vor dem ersten Arbeitstag einen Einblick in die bevorstehenden Praxiseinsätze zu erhalten.
Die Kommunikation zwischen der Ausbildungsleitung und den zukünftigen Studierenden wird durch einen regelmäßigen E-Mail-Verkehr, den Versand von Newslettern, Telefonate und die Versendung von Grußkarten – zu Anlässen wie z. B. Feiertagen, Geburtstagen – aufrechterhalten und unterstützt.
Beim Azubi-Run treten die Nachwuchskräfte verschiedener Studiengänge einer Einstellungsbehörde gegeneinander an. Die Studierenden sammeln bei jeglicher Aktivität – wie z.B. Joggen oder Spazierengehen – Kilometer. Die Nachwuchskräfte des Studiengangs, der am meisten Kilometer sammeln konnte, bekommen eine kleine Aufmerksamkeit überreicht. Um die Stadt zu erkunden und kennenzulernen bieten einige Städte eine Rally an, bei der durch die Nachwuchskräfte Aufgaben zu lösen sind.
Durch die Befragung wurde deutlich, wie wichtig und vielfältig Preboarding-Maßnahmen zwischen der Einstellungszusage und dem ersten Arbeitstag sind. Allerdings wäre es utopisch anzunehmen, dass durch Preboarding-Maßnahmen während der Wartephase alle Nachwuchskräfte gehalten werden können. Dazu bietet aktuell der Arbeitsmarkt – aber auch der Hochschulbereich – den jungen Nachwuchskräften zu viele attraktive Angebote und Möglichkeiten.
Herzliche Grüße von
Andreas Gourmelon
sowie von den Studierenden der HSPV NRW, die die Studie durchgeführt und diesen Blogbeitrag vorbereitet haben: Stefan Baranek, Can Bayram, Alina Bollenberg, Louisa Gajewski, Laureen Glöckl, Mascha Hatkevitch, Anna-Maria Kompe, Hilal Tezci
Gerne können Sie auch unser Kontaktformular benutzen und wir melden uns bei Ihnen.
Kontaktformular