Liebe Leserinnen und Leser,
bedingt durch Corona nutzen Unternehmen und Verwaltungen bei Auswahlverfahren verstärkt Echtzeit-Videointerviews. Studierende der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW, Abteilung Gelsenkirchen, haben sich mit der Frage beschäftigt, auf was Kandidatinnen und Kandidaten achten sollten, wenn sie an einem Videointerview teilnehmen. Die Empfehlungen richten sich direkt an die Bewerbenden; sie können aber von Auswählenden (Personalämtern u. ä. m.) auch dazu genutzt werden, den Bewerbenden – gemäß den Vorgaben der DIN SPEC 91426 – Hinweise zur optimalen Verwendung von video-gestützten Methoden der Personalwahl zu geben. Dadurch können Auswählende Erfahrungsunterschiede von Kandidatinnen und Kandidaten im Umgang mit Echtzeit-Videointerviews ausgleichen und Fehlurteile vermeiden.
Hier die Empfehlungen der Studierenden1 für Kandidatinnen und Kandidaten:
Damit Ihr Euch für Videointerviews optimal vorbereiten könnt, haben wir – Studierende der HSPV NRW - für Euch einige Empfehlungen entwickelt. Diese sind:
Technik
- Prüft die Tonqualität Eures Mikrofons; falls die Qualität des im Gerät eingebauten Mikrofons nicht überzeugt, solltet Ihr z. B. das Mikrofon eines Headsets testen,
- bei manchen Videosystemen kann die Auflösung der Kamera eingestellt werden - wir empfehlen Euch, eine möglichst hohe Auflösung zu verwenden (dazu braucht Ihr jedoch eine gute Internet-Verbindung). Mit einer hohen Auflösung sehen Euch die Interviewerinnen und Interviewer besser,
- falls sich in Eurem Raum weitere Personen oder Haustiere aufhalten müssen, empfehlen wir, ein Headset zu benutzen. Dadurch könnt Ihr Euch besser auf das Gespräch konzentrieren,
- achtet darauf, dass Eure WLAN-Verbindung stabil ist; bei instabilen WLAN-Verbindungen reicht meistens ein LAN-Kabel aus, um das Problem zu beseitigen,
- prüft vor Beginn des Interviews, ob der Laptop genügend Akku hat oder das Netzkabel angeschlossen ist.
Hintergrund
- Ihr gebt bei Videointerviews Einblick in Euren privaten Bereich. Bitte überlegt vorab, was die Interviewerinnen und Interviewer von Euch sehen sollen,
- ein unaufgeräumtes Zimmer macht auf viele Interviewerinnen und Interviewer keinen guten Eindruck,
- intime Details (z. B. Nacktfotos) sollten nicht zu sehen sein,
- vermeidet, dass sich im Blickfeld der Interviewerinnen und Interviewer optische Störquellen, wie z. B. Fernsehgeräte, PC-Monitore, starke Lichtquellen, befinden,
- während des Interviews sollten sich möglichst keine weiteren Personen im Hintergrund aufhalten,
- Hintergründe mit vielen Kleinteilen und Details wirken auf manche Zuschauerinnen und Zuschauer irritierend – vermeidet, dass Euer Hintergrund wie ein „Wimmelbild“ wirkt,
- für viele Personen ist es angenehm, wenn die Kamera den Blick in einen Raum ermöglicht (im Gegensatz zu einem Blick auf eine Wand),
- in manchen Videosystemen könnt Ihr so genannte Hintergrundbilder und -videos verwenden. ACHTUNG: Derzeit erscheinen in vielen Fällen an den Silhouetten Störungen, die irritierend wirken. Manche empfinden Hintergrundbilder zudem als unpersönlich; manche könnten denken, dass Ihr etwas zu verbergen habt. Falls Ihr Euch für ein Hintergrundbild entscheidet, sollte dieses wohlüberlegt ausgewählt werden (ist ein Urlaubsfoto der passende Hintergrund für ein Bewerbungsgespräch?)
Kameraperspektive und Beleuchtung
- Grundsätzlich solltet Ihr Eure Kamera freigeben, damit die Beteiligten der Auswahlkommission Mimik und Gestik wahrnehmen können,
- Ihr solltet Eure Kamera so einstellen, dass Ihr mit den Interviewerinnen und Interviewern optisch auf einer Ebene seid. Das bedeutet, es sollte nicht der Eindruck entstehen, als ob Ihr von oben oder unten auf die Interviewer schaut,
- Unser Tipp ist, dass Ihr das Videointerview im Sitzen durchführt; beim Stehen ergibt sich oftmals das Problem, dass sich keine geeignete Kameraeinstellung finden lässt,
- versucht während des Interviews in die Kamera – nicht zum Bild des Interviewers - zu sprechen. Dadurch entsteht der Eindruck, als ob Ihr Augenkontakt mit den Interviewerinnen und Interviewern hättet,
- achtet darauf, dass Euer Gesicht gleichmäßig ausgeleuchtet ist. Ideal ist eine indirekte Beleuchtung.
Kleidung
- Kleidet euch wie in einem Präsenz-Interview, d. h. keine Jogging-Hose, keine Kopfbedeckung (keine Caps; außer aus religiösen Gründen),
- benutzt keine gestreiften oder karierten Oberteile. Das kann auf dem Bildschirm der Interviewerinnen und Interviewern zu einem flimmernden Bild führen.
Sonstiges
- Damit Ihr Euch wichtige Informationen oder Eckdaten schnellstmöglich notieren könnt, haltet einen Zettel und Stift bereit,
- habt Euren Personalausweis zur Hand, da manche Interviewerinnen und Interviewer Eure Identität prüfen werden,
- von den Gesprächspartnern solltet Ihr ohne Erlaubnis keine Fotos machen oder gar eine Video- oder Audioaufzeichnung anfertigen,
- testet vorab die Bedienung des Videosystems aus, damit Ihr während des Interviews nicht in Stress geratet. Ihr solltet z. B. wissen, wie man sich im System anmeldet oder wie man die Kamera und das Mikro freischaltet.
Viel Erfolg bei den Video-Interviews!
Herzlichst
Andreas Gourmelon
1 Nick Bauer, Patricia Duda, Kai Fleischer, Pia Heider, Jennifer Heppke, Fiona Koloßa, Rebekka Lehmann, Jan Morawski, Hanna Mück, Robin Parske, Laura Ptaszynski, Alexander Schierling, Gina Schönfeld, Hanna Schwarz, Lea Skarnikat, Kirsten Vogel, Christian Weidig sind Studierende des Wahlpflichtmoduls „Personalmanagement“ (Prof. Gourmelon) / Hochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen