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Auch eine Gleichstellungsbeauftragte braucht mal Unterstützung

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Nabokovs Lolita, Flauberts Emma Bovary, Shakespeares Julia, Fontanes Effie Briest, Fausts, d.h. Goethes Gretchen, Tolstois Anna Karenina, Manns Tony Buddenbrook – sie alle enden tragisch; durch Mord, Selbstmord oder sonst einen Sturz aus der Gesellschaft und ins Verderben.

Elke Heidenreich fragt, wie es ihnen wohl ergangen wäre, wenn diese tragischen Heldinnen eine gute Freundin an ihrer Seite gehabt hätten, mit der sie in ihrer Not hätten reden können, die sie beraten oder in Schutz genommen hätte.

Sie stellt fest, dass die großen Dichter - allesamt männlich - mit Freundinnen mächtig geizig waren. Aber das führte zu großen Werken und zu Tragödien der Weltliteratur, an denen wir alle uns heute noch mit viel (Mit-)Gefühl „belesen“.

Auch eine Gleichstellungsbeauftragte - vielleicht nicht gerade eine Tragödin der Gleichstellungsszene, aber zumindest eine wichtige und oft allein stehende Akteurin im Verwaltungsbiotop – braucht einen Menschen, besser eine „Menschin“, die ihr in kritischen Situationen zur Seite steht. Schon oft haben wir an dieser Stelle über die Stellung der Gleichstellungsbeauftragten als Einzelkämpferin gesprochen und festgestellt, dass sie Mut braucht und Frustrationstoleranz (siehe Blogbeiträge vom 14.2. „Mut“ bzw. 12.12.2011 „Frustrationstoleranz“) und viele andere gute Eigenschaften.

Aber ganz allein kann sie es nicht schaffen. Sie braucht den Austausch, die andere Meinung, den Perspektivwechsel. Eine verschwiegene gute Freundin ist da unendlich hilfreich; eine, die über den Tellerrand hinausschauen kann und die die Dinge aus einer anderen Richtung betrachtet. Vor allem eine, die die Vorgänge und Ärgernisse einordnet und zurechtrückt, Verständnis zeigt und die Wut auffängt, die eine Gleichstellungsbeauftragte im Alltag immer wieder ergreift.

Ist diese Freundin nicht zur Hand – sehr schade – aber dann helfen vielleicht professionelle Möglichkeiten wie Austausch bei Fortbildungen und Tagungen – ich war im Juli auf den Brühler Gleichstellungstagen und habe wunderbar im Austausch gebadet -, Coaching oder Supervision. Und last but not least gibt es das für uns alle so unerlässliche Netzwerken. Denn: Kein Problem war noch nicht da. Und die Erfahrung der anderen oder auch nur die Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein, helfen unendlich. Also: Suchen wir uns diese Foren und tauschen uns aus!

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring


* http://diepresse.com/home/meinung/debatte/546143/Wo-war-eigentlich-Lolitas-Freundin;
erschienen auch im Taschenbuch Elke Heidenreich „Wörter aus 30 Jahren“, Reinbek bei Hamburg, 2004

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