Jahresbericht des Deutschen Frauenrats
2020 habe das „Jahr der Gleichstellung“ werden sollen, dieses Projekt sei durch Corona erst einmal beeinträchtigt worden, schreibt der DF in seinem Bericht, den er im Oktober 2020 vorlegte.
„Uns war sofort klar, wie sich die unterschiedliche Belastung der Geschlechter in dieser Extremsituation verstärkt, wie vor allem Frauen in den ‚systemrelevanten‘ Bereichen gefordert und überfordert werden“, heißt es im Bericht. Weiter: „Und wir erschraken, mit welcher Selbstverständlichkeit die Verantwortung für Kinder und pflegebedürftige Angehörige durch den zeitweise kompletten Ausfall der Betreuungseinrichtungen ‚reprivatisiert‘ wurde.“
Die „Schieflagen im Geschlechterverhältnis“ –
- „die Defizite im Gesundheitsweisen,
- unterbezahlte und überlastete Pflegekräfte,
- Niedriglöhne in Dienstleistungsbranchen,
- die ungleiche Verteilung unbezahlter Sorgearbeit,
- die Gewalt gegen Frauen und Mädchen in der Familie“
seien durch die Krise deutlicher denn je zutage getreten und „auf einmal öffentlich diskutiert“ worden.
In den entscheidenden Corona-Expertengremien und politischen Krisenstäben, so die kritische Bilanz, fehle „die Perspektive von Frauen bis heute fast gänzlich“. Deshalb habe die „Abwertung der Gleichstellungspolitik zu einer vernachlässigbaren Größe skandalisiert werden“ müssen.
Der Frauenrat erinnert an seine „Forderung nach der Hälfte, nicht nur der Corona-Hilfen, sondern nach einem geschlechtergerechten Finanzhaushalt“, und bewertet das Konjunkturpaket der Bundesregierung äußerst kritisch: „Der Löwenanteil des Geldes, für das die ganze Gesellschaft bürgt, geht in Branchen und Sektoren, in denen weit überwiegend Männer beschäftigt sind. Die ökonomische Absicherung von Frauen bleibt dahinter weit zurück. Von geschlechtergerechter Verteilung kann keine Rede sein. Fair geht anders!“ heißt es dazu im DF-Jahresbericht.
Quelle: fpd 769/20

