Verharmlosende Berichterstattung
Vom 1. Januar bis 30. Juni 2020 hat der Verein insgesamt 301 Artikel zu Gewalttaten gegen Frauen in Deutschland gezählt. Nur in 24 der insgesamt 301 gesammelten Fälle benutzten Medien die Begriffe „Frauenmord“, „Femizid“ oder „Frauenmörder“, die explizit auf das strukturelle Ausmaß von Gewalt gegen Frauen verweisen. In den anderen 92 Prozent der Artikel wurde auf Grundlage Gewalt verharmlosender Begriffe berichtet.
Nach wie vor besonders beliebt unter den Begriffen zur Verharmlosung von (sexualisierter) Gewalt gegen Frauen sind: „Beziehungstat“, „Familiendrama“, „Bluttat“ und der sog. „Sextäter“. Diese Begriffe rücken nicht nur partnerschaftliche Gewalt ins Private (Beziehung), sondern banalisieren diese auch als Einzeltaten (Drama). Außerdem spekulieren Medien vermehrt über das Tatmotiv, was zumeist auf Eifersucht hinausläuft. Oftmals wird in der Berichterstattung aber auch auf Meldungen der Polizei oder Staatsanwaltschaft verwiesen, wo Eifersucht als Motiv ebenfalls fest verankert ist.
Überraschenderweise war in diesem Zeitraum nicht die Bild-Zeitung Anführerin unter den Medien, die am häufigsten (sexualisierte) Gewalt verharmlosen. Mit 27 Treffern war dies das regionale Newsportal Tag24, dicht gefolgt von Bild, Express und Karlsruhe Insider. Hier lässt sich gut erkennen, dass vor allem regionale Medien Gebrauch von Gewalt verharmlosenden Begriffen machen.
Ausführlicher Bericht und Karte: https://genderequalitymedia.org/femizid-karte/
Quelle: Mitteilung von Gender Equality Media e. V. vom 29.7.2020

