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1. Mai - Tag der Arbeit in Herkunft und Sprache

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Am kommenden Samstag ist der 1. Mai und wir feiern wie immer den „Tag der Arbeit“. Erstaunlich und erfreulich ist aus sprachlicher Sicht das frühe Gendern der Bezeichnung für diesen Tag. Frau hätte erwartet, dass ein solcher Feiertag „Tag des Arbeiters“ heißt. Das war - und ist leider oft noch - die übliche Formulierung bei Berufen und Berufsbezeichnungen.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vielleicht liegt diese frühe sprachliche Geschlechtergerechtigkeit zu einer Zeit, als es dieses Wort noch gar nicht gab, am Ursprung des Tages, und der liegt in Amerika.

In einer Quelle heißt es: „Der 1. Mai galt in den USA traditionell als ´moving day´, als Stichtag für den Abschluss oder die Aufhebung von Verträgen, häufig verbunden mit Arbeitsplatz- und Wohnungswechsel“.

Ende des vorvergangenen Jahrhunderts forderten Arbeiter/innen die Aufnahme des Acht-Stunden-Tages in die neuen Verträge. Am 1. Mai 1886 traten dafür rund 400.000 Beschäftigte aus 11.000 Betrieben der USA in den Streik. Letztendlich konnte diese Forderung aber nur für 20.000 Arbeiter/innen durchgesetzt werden.

In den USA und anderen englischsprachigen Ländern heißt der Tag der Arbeit inzwischen Labo(u)r Day (britisch mit „u“, amerikanisch ohne).

Hier kommt nun bei einer Gleichstellungsbeauftragten und Sprachenthusiastin zum zweiten Mal Freude auf: „Labour“ bedeutet nicht nur Arbeit im Sinne von Geldverdienen oder Dienstleistung durch körperliche oder geistige Arbeit.

Labour steht auch für Wehen, die bekanntlich nur Frauen bei der Geburt ihrer Kinder aushalten müssen (to be in labour = Wehen haben/in den Wehen liegen).

Nun ist der Labo(u)r Day von seinen obengenannten Anfängen her zwar nicht als Tag der Geburt gedacht oder definiert, aber: Warum nicht mal andersherum denken?

Wenn Sie also am kommenden Samstag leider keinen zusätzlichen freien Tag genießen können, aber dennoch auf einer Mai-Demo sind oder den Tag der Arbeit privat genießen, denken Sie einfach an sich selbst und/oder an die vielen Frauen, die hier „mitgemeint“ sein könnten.

Frauen mit Nachwuchs „labourn“ doppelt – bei der Geburt ihrer Kinder und tagtäglich Seit’ an Seite mit den Männern – sei es zu Hause und/oder im Beruf. Und da sind wir dann wieder beim Thema der Vereinbarkeit, das sich für Frauen und Männer manchmal ganz unterschiedlich gestaltet: Viele Männer haben Frau und Kinder im Rücken, so manche berufstätige Frau hat Mann und Kinder im Nacken.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring 

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