100 Jahre Internationaler Frauentag
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
heute ist der Internationale Frauentag weltweit etabliert, wird in mehr als 150 Staaten begangen und sowohl die Medien als auch nationale und internationale Organisationen diskutieren an diesem Tag frauenspezifische Themen und Anliegen.
Natürlich führt der 8. März auch immer wieder zu kontroversen Diskussionen über den Stand der Gleichstellung und die Notwendigkeit eines solchen Tages. 2008 forderte die luxemburgische EU-Kommissarin, Viviane Reding, die Abschaffung des Internationalen Frauentages mit der Begründung, dass wir keine Gleichberechtigung hätten, so lange es den Weltfrauentag gäbe. Sie wollte nicht das Feigenblatt eines symbolhaltigen Tages, sondern 365 Tage im Jahr konkrete Schritte, damit es Fortschritte für Frauen gäbe.
Meines Erachtens schließt das eine das andere nicht aus: Ein konkreter Tag erinnert daran, dass das Ziel Gleichstellung bei weitem noch nicht erreicht ist. Gleichberechtigt sind wir Frauen – zumindest in der sogenannten ersten Welt. Für die Frauen in Entwicklungsländern, in Kriegs- und Krisengebieten und in Diktaturen gibt es aber auch hier noch erheblichen Nachholbedarf.
Aber selbst da, wo wir gleiche Rechte haben, stehen diese oft nur auf dem Papier und werden von der Realität eingeholt. Auch in Deutschland hindern immer noch gläserne Decken, Vereinbarkeitsprobleme, Entgeltungleichheit, männliche Organisationsformen, Hierarchien und Seilschaften Frauen an der gleichen Teilhabe an Einkommen, Einfluss und Verantwortung.
Im vergangenen Jahr ist Deutschland im „Global Gender Gap“-Ranking des Weltwirtschaftsforums zum dritten Mal in Folge zurückgefallen: Von Platz 5 2006 über Plätze 7 und 11 2007 bzw. 2008 auf nun Platz 12 im vergangenen Jahr 2009. Gemessene Kriterien dabei sind wirtschaftliche Partizipation und Chancengleichheit, Bildungsniveau, politische Teilhabe sowie Gesundheit und Lebenserwartung.
Der Weg bleibt also weiterhin steinig und so brauchen wir den Internationalen Frauentag als Zeichen der Mahnung an alle Verantwortlichen, ihre Bemühungen nicht nur fortzusetzen, sondern zu intensivieren, bis die anteilige Teilhabe von Frauen an allen Bereichen des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens erreicht ist.
Erst dann können wir – in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft – den Internationalen Frauentag nutzen zum Feiern statt Fordern.
Herzlich,
Ihre Kristin Rose-Möhring
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