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101. Internationaler Frauentag

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Es ist der Frauentag nach dem großen Jahrhundertjubiläum. Nach all den Gedenkfeiern und Festtagsreden stellt sich eine gewisse Leere ein. Wie geht es weiter? Wird ein Frauentag je überflüssig? Werden die Ziele dieses Tages – Gleichberechtigung, Gleichstellung, Gleichbehandlung – je erreicht sein?

Liebe Leserin, lieber Leser,

bei Frauen in Führungspositionen tut sich wenig. In Deutschland schwächelt die parteiübergreifende Internet-Initiative „Berliner Erklärung“ von Dezember 2011 zu diesem Thema ein wenig: 12.500 virtuelle Unterschriften liegen bisher vor.50.000 müssten es schon sein, um ein Mindestmaß an politischer Aufmerksamkeit zu erreichen. Also wäre es vielleicht die Initiative des Tages für alle, die noch nicht aktiv geworden sind, diese Erklärung zu unterzeichnen1.

Etwas konkretere Töne kommen aus Europa. Im März 2012 läuft die von der EU-Vizepräsidentin und Kommissarin für Justiz, Vivian Reding, gesetzte Frist ab, bis zu der alle börsennotierten Unternehmen in Europa die Erklärung „Frauen in den Chefetagen –Selbstverpflichtung für Europa“ unterzeichnen können. Die Erklärung stellt eine freiwillige Selbstverpflichtung börsennotierter Unternehmen dar, den Frauenanteil in ihren Vorständen oder Aufsichtsräten bis 2015 auf 30 % und bis 2020 auf 40 % zu erhöhen2. Vivian Reding wollte der Selbstregulierung eine letzte Chance geben und hatte im März vergangenen Jahres angekündigt, dass die Kommission zum 8.3.2012 überprüfen werde, ob „glaubwürdige Selbstregulierungsinitiativen“ entwickelt wurden, Falls nicht könnten die Unternehmen auf ihre „regulatorische Kreativität zählen“. Eine starke Ankündigung und wir sind gespannt, was am Internationalen Frauentag aus Brüssel zu hören sein wird.

Wenn wir uns den kommenden Equal Pay Day ansehen, sind wir von den o.g. Zielen – Gleichberechtigung, Gleichstellung, Gleichbehandlung – weit entfernt. Seit Jahren dümpeln die Termine um das gleiche Datum herum: 2012 findet er am 23.März statt. Frauen müssen also immer noch ca. ein Vierteljahr länger arbeiten, um das Einkommen der Männer vom Vorjahr zu erwirtschaften (siehe „Equal Pay Day 2010 – Gleiches Geld für gleiche Arbeit?“ vom 8.2.2010).

Doch vor den Equal Pay Day hat der Kalender die Bundesversammlung und die Wahl des Bundespräsidenten gesetzt. Aus frauenpolitischer Sicht ist diese Wahl nicht wegweisend (siehe „Bundespräsidentin – Chance verpasst“ vom 27.2.2012). Das einzig Positive scheint der Termin selbst zu sein.

Am 18. März 1990 wurde die erste freie DDR-Volkskammer gewählt, die zudem erstmalig von einer Frau – Sabine Bergmann-Pohl – geleitet wurde. Die Wahl war der Beginn des formellen Prozesses der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und ein Zeichen des Aufbruchs. Allerdings gingen in diesem Zuge auch Errungenschaften verloren wie eine klare, selbstbestimmte Abtreibungsregelung und vor allem flächendeckende Kinderbetreuung, die Eltern, vor allem Müttern eine freie und uneingeschränkte Berufsausübung ermöglichte.

Und ebenfalls an einem 18. März (1848) begann die deutsche Revolution. Sie war mit der Auslöser für die erste, die historische Frauenbewegung, die uns so große Frauen bescherte wie Emma Herwegh, Luise Otto-Peters, Minna Cauer, Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann sowie last but not least Clara Zetkin, die „Urmutter“ des Internationalen Frauentages.

Das sind Menschen und Signale, wie wir sie jetzt wieder brauchen: Aufbruch und Neuanfang.

Ich wünsche Ihnen einen ermutigenden Internationalen Frauentag am 8.3.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring


1 http://www.berlinererklaerung.de/
2 http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/11/124&format=HTML&aged=1&language=DE&guiLanguage=de

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