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6. Juni – frauenpolitisch ein wichtiges Datum

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Am 6. Juni 2011 wird das Bundesfrauenministerium 25 Jahre alt. Per Kanzlererlass wurde 1986 dem damaligen „BMJFG“, dem Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit die Zuständigkeit für Frauenpolitik übertragen; es erhielt ein zweites „F“ im Namen und hieß nun entsprechend: „BMJFFG“. Damit wurde es endgültig zum „Konsonaten-Ministerium“, denn kein Ressort hatte eine längere Bezeichnung. Ein späterer Kanzler fand es amüsant, von „Frauenpolitik und so Gedöns“ zu sprechen.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

gesellschaftspolitisch war der neue Schwerpunkt ein enorm wichtiges Zeichen dafür, dass Frauenfragen auf Bundesebene endgültig in den offiziellen Fachpolitiken angekommen waren. Zwar gab es im Familienministerium schon seit 1979 einen „Arbeitsstab Frauenpolitik“. Aber erst jetzt erhielten die frauenpolitischen Belange echte bundespolitische Bedeutung und eine offizielle Ansprechpartnerin: Sie wurden in einem Ressort gebündelt und bekamen mit der ersten Bundesfrauenministerin Prof. Dr. Rita Süssmuth eine Vertreterin, die ihnen ein Gesicht gab und den Themen Nachdruck verlieh.

Glorreiche Zeiten, die schon lange passé sind, denn Frauenpolitik scheint – obwohl die Gleichstellung von Frauen mit Männern noch lange nicht erreicht ist – immer mehr zur Jungen- und Männerpolitik zu mutieren (siehe den Blog-Beitrag „Bildungsverlierer“ Jungen und Gender Mainstreaming vom 2.5.2011). Dabei gibt es noch so viel zu tun und im Vergleich zu mindestens 2000 Jahren Patriarchat ist die zweite „moderne“ Frauenbewegung mit ca. 40 Jahren auch noch im besten „Frauenalter“.

Zufall oder Ironie des Schicksals, dass einer der Auslöser dieser zweiten Frauenbewegung auch auf einen 6. Juni fällt: Am 6.6.1971 erschien die Zeitschrift „stern“ mit dem Riesenaufmacher „Wir haben abgetrieben“. Alice Schwarzer hatte sogenannte Selbstbezichtigungen von 374 Frauen gesammelt, darunter Hausfrauen und Studentinnen, aber auch bekannte Schauspielerinnen wie Romy Schneider und Senta Berger. Die Forderung nach einer Reform, d.h. ersatzlosen Streichung des Abtreibungsparagraphen 218 bestimmte damals die Diskussion über das Selbstbestimmungsrecht jeder einzelnen Frau über ihre Entscheidungsfreiheit, über ihr Leben, ihren Beruf und eben auch über ihren Körper. „Es war eine Provokation. Es ging nicht um individuelle Schicksale“, erklärte eine beteiligte Frau später.

Mit dem Selbstbestimmungs- und Gleichstellungrecht sind wir ein großes Stück weitergekommen seit 1971 und 1986. Mit der Gleichstellungsrealität nicht ganz so weit. Vielleicht brauchen wir mal wieder ein Signal oder eine Provokation wie in diesen beiden Jahren. Daher passt an dieser Stelle eines meiner Lieblings-Filmzitate: „Eine kleine Revolution hier und da ist eine gesunde Sache.

In diesem Sinne mit aufmüpfigen Grüßen

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring


* Als ein anderer, früherer Auslöser gilt der Tomatenwurf von Sigrid Rüger vom 13. September 1968 in Berlin auf einer Sitzung der SDS-Delegiertenkonferenz zu Beginn der Studentenbewegung: Als Helke Sander das Konzept des Aktionsrats der Frauen vorstellte und das rein männlich besetzte Gremium anschließend ohne Diskussion zur Tagesordnung übergehen wollte, warf Sigrid Rüger mit Tomaten auf einen der führenden Köpfe der Studentenbewegung.

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