Alle Jahre wieder: weibliche Weihnachten?
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Auswärtige Amt wusste 2012 zu berichten, dass Joulupukki „anders als in Deutschland“ verheiratet ist. „Er lebt mit seiner Frau ..., die für alle unermüdlich Haferbrei kocht, und zahllosen Wichteln in der Nähe des Dorfes Rovaniemi auf dem sog. Ohrenberg (Korvatunturi) in Lappland“. Schon 2011 hatte die Berliner Zeitung (BZ) berichtet, dass die Weihnachtsfrau Pfefferkuchen backt.
Sie ist also gut beschäftigt, die Weihnachtsfrau, und leistet wie so viele Frauen - gerade zu Weihnachten – die Hintergrundarbeit im „BackOffice“. Ob es in diesem Sinne das Büro im Hintergrund oder die Backstube ist, überlasse ich Ihrer Phantasie. Vermutlich ist es beides.
Auch in den „himmlischen Postämtern“ tun zu Weihnachten viele Frauen Dienst. Katrin Bischoff berichtete in der BZ 2011, dass es bundesweit sieben Weihnachtspostämter gibt: in Himmelsthür, Himmelstadt, Engelskirchen, St. Nikolaus, Nikolausdorf sowie im niedersächsischen Himmelpforten und im brandenburgischen Himmelpfort. Sie stellt stellvertretend für viele andere „Weihnachtsfrauen“ eine vor, die als Postbotin von Himmelpfort (Oberhavel) vor mehr als 30 Jahren zwei unzustellbare Kinderbriefe beantwortete und damit eine Flut von Hunderttausenden Wünschen auslöste, die seither im dortigen Postamt landen. Die Postbotin Kornelia Matzke wurde damit zur „geistige[n] Mutter des Weihnachtsmannes in Himmelpfort“, so die Journalistin. Heute sind es mehr als 280.000 Briefe, die die Postlerinnen beantworten!!
Die finnische Weihnachtsfrau hat sogar ein englisch-sprachiges Pendant: Laut englischem Wikipedia tauchte schon 1849 in einer Kurzgeschichte von James Rees eine Mrs. Claus oder Mother Christmas* auf. Auch sie ist/war die Frau vom Weihnachtsmann, die sich um die Plätzchen, die Pflege der gestressten Rentiere und das Herstellen der Geschenke kümmerte. Immer fleißig, aber nie eigenständig. Sie ist und bleibt „die Frau von“. Und die Geschichte hat diese früh vorhandene „Maria Weihnachten“ – auch über ihren Vornamen herrscht Uneinigkeit – entsprechend schnell wieder verschwinden lassen. Oder steckt die Weihnachtsfrau vielleicht in „Merry Christmas“ noch drin???? Nur eine kleine Lautverschiebung? Eine merry Mary? Fragen über Fragen.
Wir bleiben dran und vielleicht entdecken wir irgendwann des Rätsels Lösung, dass der Weihnachtsmann immer schon eine Frau war – undercover im wahrsten Sinne des Wortes, denn: Wer pünktlich zum Fest schön eingepackte Geschenke bringt, sich extra dafür einen knallroten Mantel mit weißem Pelzbesatz anzieht und sich beim Flug um die Welt auf nur 9 RS, d.h. die Zugkraft der neun Rentiere verlässt, die dazu auch noch Namen haben (Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner, Blitzen und Rudolph) – der/die muss eine Frau sein!
In diesem Sinne mit feministisch-weihnachtlichen Grüßen
Ihre Kristin Rose-Möhring
P.S. Wir alle haben uns nun eine Weihnachtspause verdient. Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Fest, einen guten Rutsch und ein wunderbares neues Jahr 2016. Am 11.1.2016 lesen wir uns an dieser Stelle wieder.
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