Alphatiere und schlechte Manieren
Liebe Leserinnen und Leser,
Sie kennen ihn. Es ist der Chef, der Machtmensch, das Alphatier. Es ist aber nicht unbedingt dieses Verhalten, das ihn in die Führungsposition aufsteigen lässt. Untersuchungen mit Studenten als Versuchspersonen haben gezeigt, dass diejenigen, die Führungsaufgaben zu erledigen hatten, genau dieses Verhalten an den Tag legten. Hier prägt also die Aufgabe den Charakter.
Nach anderen Untersuchungen beginnen diejenigen, die andere zu beurteilen oder die Macht haben, Lob und Tadel zu verteilen, die Welt nur noch durch ihre Brille zu sehen und ihre Meinung für das Maß aller Dinge zu halten. Ihr Denken wird schlicht. Differenzierte Urteile sind unerwünscht. Die Welt ist schwarz-weiß. Eigene Interessen engen das Urteilsvermögen ein. Ein Sozialpsychologe beschrieb dieses Phänomen so: Macht banalisiert das Denken!
So wurde interessanterweise festgestellt, dass Führungskräfte das Schummeln bei Reisekostenabrechnungen als wesentlich ernsteres Vergehen einstufen als Untergebene, selbst aber häufiger und ungehemmter bei der Abrechnung kreativ werden, wenn das Risiko aufzufallen klein bleibt. Eine Studie zu amerikanischen Gerichtsurteilen hat ergeben, dass die Urteilsbegründungen umso simpler werden, je höher der Richter in der Hierarchie steht.
Da fragen wir uns doch, was an Führungspositionen für Frauen so erstrebenswert ist. Wollen wir uns wirklich auf diese Art von der Macht korrumpieren lassen? Oder sind Frauen da vielleicht anders? Tatsächlich hat eine andere Untersuchung gezeigt, dass Frauen gegen eine solche Charakterprägung durch Machtzuwachs wesentlich widerstandsfähiger sind als Männer.
Vielleicht gilt das ja nicht für jede Frau. Einzelne Gegenbeispiele verbessern die Welt in den Chefetagen zwar nicht, richten aber auch keinen Schaden an. Allen anderen kann ich nur raten: Steiget auf und mehret Euch. Etwas bessere Manieren auf der Führungsebene sind der beste Betriebsklimaschutz!
Herzlich,
Ihre Kristin Rose-Möhring
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