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Alter ist weiblich

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Die Europäische Union hat das Jahr 2012 zum „Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen“ ausgerufen . Der „Tag der Solidarität zwischen den Generationen“ soll jedes Jahr am 29. April begangen werden.

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit Blick auf den Demographischen Wandel, d.h. das Altern der Gesellschaft ist ein solches Jahr ein wichtiges Anliegen. Eurostat, die Statistikbehörde der EU, hatte bereits 2008 darauf hingewiesen, dass im Jahr 2060 in der Europäischen Union jeder Person über 65 Jahren nur noch zwei Personen im erwerbsfähigen Alter, d.h. zwischen 15-64 Jahren gegenüberstehen werden; zurzeit beträgt dieses Verhältnis noch eins zu vier. Mit dem stärksten Schub in diese Richtung ist in den 20 Jahren zwischen 2015 und 2035 zu rechnen, wenn die Angehörigen der geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen werden.

Es ist also hohe Zeit, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Dazu soll das Europäische Jahr beitragen.

Zwar erwähnt der Beschluss von Europäischem Parlament und Europäischem Rat an einigen Stellen die Forderung nach Gleichstellung von Frauen und Männern2, jedoch kommt nirgendwo zum Ausdruck, dass auch dieses Thema wieder einmal ein Frauenthema ist3. Denn: Alter(n) ist weiblich, Hochaltrigkeit (über 80 Jahre) besonders.

Laut Statistischem Bundesamt betrug im Jahr 2010 in Deutschland die durchschnittliche Lebenserwartung neugeborener Jungen 77 Jahre und 4 Monate, die neugeborener Mädchen 82 Jahre und 6 Monate.

Je älter die Menschen werden, desto höher ist der Frauenanteil. 2010 war der Frauenanteil bei den 80-Jährigen ca. 60 %, bei den 85-Jährigen gut 71 %, bei den 90-Jährigen ca.76 %, bei den 95-Jährigen knapp 79 % und bei den 99-Jährigen sogar fast 89 %4. Hochaltrigkeit ist also absolut frauendominiert.

Frauen haben – wie in fast allen Lebenslagen – im Alter andere Rahmenbedingungen, Bedürfnisse und Interessen als Männer. Das gilt für alle Bereiche wie z.B. finanzielle Verhältnisse, Betreuung und Pflege, Wohnen und auch Freizeit. Daran muss sich eine bedarfsgerechte Alters- und Alternspolitik ausrichten.

Wollen die politisch Verantwortlichen in Deutschland und in der Europäischen Union eine gezielte und erfolgreiche Politik für alternde und alte Menschen machen, hilft auch hier wieder einmal nichts als Gendern, gendern, gendern.

Wir wollen hoffen, dass dieses Anliegen in diesem Jahr nicht zu kurz kommt.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring


1 Beschluss Nr. 940/2011/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. September 2011 - Amtsblatt der Europäischen Union L 246/5
2 a.a.O.; 3. und 15. Erwägung sowie Artikel 2 und 3 (4) des Beschlusses
3 Unnötig zu erwähnen, dass auch die Sprache des Beschlusses, zumindest der deutschen Übersetzung, wieder einmal rein männlich ist.
4 Statistisches Bundesamt, http://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide

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