Auswahlverfahren
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich kann für meine Zeit als Gleichstellungsbeauftragte und Teilnehmerin an zahllosen Auswahlverfahren feststellen, dass Frauen enorm erfolgreich aus Auswahl- und Vorstellungsverfahren hervorgehen. Sie haben oft nicht nur die besseren Abschlüsse und werden daher eher zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Sie sind auch in den Auswahlverfahren selbst überwiegend gut vorbereitet, haben meist klare Antworten auf die Fragen eines strukturierten Interviews und zeigen sich in den Bereichen, in denen es um soziale Kompetenz, Teamfähigkeit und Konfliktverhalten geht, häufig sehr reflektiert, einfühlsam und sozial intelligent.
Sie werden also verstärkt eingestellt und wenn es nach den Einstellungszahlen geht, müssten im öffentlichen Dienst die Frauen die Leitungsfunktionen längst erobert haben. Dass das nicht so ist, wissen wir alle, denn als fleißige Arbeitsbienen sind Frauen immer noch gerne gesehen, aber auf der Karriereleiter werden sie dann oft und schnell von ihren männlichen Kollegen überholt. Die gläserne Decke ist bekanntermaßen noch immer schwer zu durchstoßen.
Doch selbst die o.g. Vorschrift des Bundesgleichstellungsgesetzes wird von Männern schon wieder/noch immer misstrauisch beäugt. Kürzlich durfte ich mir anhören, dass Frauen in Auswahlverfahren nur deshalb so erfolgreich seien, weil nun so viele Frauen in den Auswahlgremien sitzen. Wäre das wirklich so, spräche es klar für die Regelung des § 7 Abs. 3 BGleiG, denn es soll ja gerade vermieden werden, dass Frauen durch Männer benachteiligt werden.
Dass heute mehr Frauen in Auswahlgremien sitzen und dadurch Frauen stärker geschützt werden, finde ich richtig und wichtig, denn ich kann mich an frühere Fälle erinnern, in denen die persönlichen Vorstellungen des zuständigen Personalchefs über die Einstellung entschieden. Er stand auf einen bestimmten Typ Frau – und dieser Typus wurde eingestellt.
„Man“ nennt dies „Beuteschema“ und es hat mit Qualifikation und sozialer Kompetenz nur bedingt zu tun. Aber früher war ja alles besser…
Herzlich,
Ihre Kristin Rose-Möhring
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