Denkmuster
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
die Emanzipations-, Gleichstellungs- und Gleichbehandlungsdebatte hat im letzten Jahr, vor allem auch wegen #Metoo wieder mächtig an Fahrt aufgenommen. Bringt sie uns aber auch voran? Ist sie eher ein Rückschritt? Oder zeigt sie uns nur das Beharrungsvermögen alter Denkmuster auf?
Auf jeden Fall bringt die #Metoo-Thematik die Diskussion in den Teilbereichen männliche Machtausübung und sexuelle Übergriffe voran und zeigt den Männern die herrschenden Zustände in einem Umfang und Ausmaß auf, die selbst uns Frauen überrascht hat. Sie regt zum Nachdenken an und das ist immer der erste notwendige Schritt, um zu einer Veränderung oder Verbesserung zu kommen.
Gleichzeitig erleben wir in der Diskussion aber auch einen gewissen Rückschritt. Die Fragen einer natürlichen Ordnung und genetisch veranlagter Unterschiede und Hierarchien im Zusammenleben der Geschlechter schienen schon fast überwunden und flammen nun erneut auf. Die Welt wäre ja ach so einfach, würden wir nur akzeptieren, dass Männer nicht anders können und Frauen es sich insgeheim auch so wünschen!!
Aber in mir, in den meisten anderen Frauen und im Grundgesetz ist zwischenzeitlich der Gedanke an eine prinzipielle Gleichberechtigung und Gleichstellung der Geschlechter fest verankert.
Am deutlichsten aber bleibt der Eindruck enormen Beharrungsvermögens bei überkommenen Denkmustern wie gegenderte Sprache - nach wie vor und leider auch zunehmend wieder - vielen ein Dorn im Auge.
Schauen Sie nur einmal in die Kommentare zu meinem letzten Blogbeitrag. Vieles bezieht sich gar nicht auf meinen Text, sondern auf mein Informationsblatt als Gleichstellungsbeauftragte zum Internationalen Frauentag, in dem ich vorgeschlagen hatte, dem Beispiel Österreichs und Kanadas folgend über eine geschlechtergerecht formulierte Nationalhymne nachzudenken und zu diskutieren. Das hat ziemlich Wellen geschlagen und dabei ist ganz untergegangen, dass ich nichts gefordert, sondern nur eine Diskussion angeregt hatte. Aber es hat wieder einmal gezeigt, wie schwer es ist, gegen überkommene Denkmuster anzugehen. Veränderungen sind eben selten der bequeme Weg.
Daran erinnert uns zum Beispiel der Weltfrauentag. Am 3. November ist dann Weltmännertag. Er ist vor allem der Erinnerung der Männer an eine verantwortungsvolle Gesundheitsvorsorge gewidmet. Am 19. November ist schließlich der Internationale Männertag, um noch einmal daran zu erinnern. Männer brauchen das anscheinend. Ansonsten finden Männer im restlichen Jahr reichlich Gedenk- und Feiertage, ihrer Männlichkeit auf die eine oder andere Weise zu frönen. Ob das dann auch gesund ist, will ich hier einmal offenlassen.
In diesem Sinne: Bleiben wir denkaktiv!
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Kristin Rose-Möhring
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