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Die Angstblüte alter Männer

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Harald Martenstein ist ein renommierter und viel gelesener deutscher Kolumnist. In einer seiner Glossen schrieb er vor einiger Zeit im „Zeit“-Magazin eine Antwort zu einem (fiktiven?) Brief einer jungen Frau an die Redaktion, die sich über seinen Altherrenhumor beschwerte. Nachdem er zuvor vorgeschlagen hatte, die Genderforschung einzustellen und die ersparten Gelder zur Verschönerung von Grünanlagen zu verwenden, sah er sich nicht ohne Grund im Fokus der genderorientierten Weiblichkeit.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

er hielt seine Äußerung wohl für ein gelungenes Beispiel des von ihm besonders geschätzten Humors alter Männer und versuchte es noch zu toppen, indem er vorschlug, den Gender-Hokuspokus doch ganz zu lassen und mit dem Geld jetzt den Altherrenhumor zu erforschen.

Erwähnenswert ist das Ganze, weil er die besondere Qualität des Humors älterer Herren, zu denen er sich auch zählte, mit der Angstblüte absterbender Bäume verglich. Seine eigenen Ängste gipfelten dabei in der Vermutung, dass die engagierte Leserin, die es wagte, ihm entgegenzutreten, wohl für die Schaffung einer Frauenhumorbeauftragten und für eine entsprechende Quote eintrete: Jeder zweite Witz, jede zweite Komödie und jede zweite Glosse muss von einer Frau geschrieben werden. Angesichts seines Umgangs mit dem Gender-Gedanken durchaus erwägenswert!

Natürlich haben die Männer Angst in einer sich verändernden Welt, in der ihre Vor“herr“schaft langsam aber sicher schwindet. Die Angst ist umso größer, je älter die Herren sind und je länger antiquierte Geschlechterrollen eingeübt wurden. Wenn sie dann versuchen, diese Ängste in ihrer persönlichen Art von (Altherren-)Humor zu verarbeiten, hat dies tatsächlich etwas von der Angstblüte sterbender Bäume. In diesem Vergleich ist aber nicht das Blühen, sondern das Absterben das entscheidende Kriterium.

Haben wir Mitleid, warten wir ab und dann: De mortuis nihil nisi bene!

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring

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