Die ökonomische Begründung der Frauenquote
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
ist es dann so schwer, eine vernünftige Frauenquote bei großen Unternehmen durchzusetzen? 30% mag ja ein nettes Ziel sein, aber vernünftig oder gar gerecht ist es noch lange nicht. Noch immer ist die Bundesverwaltung, d.h. sind die Organisationen im Geltungsbereich des Bundesgleichstellungsgesetzes mit ihrem 50%-Ziel Vorreiterin/nen.
Politiker und vor allem Politikerinnen fordern die Unternehmen ständig unter Hinweis auf die wirtschaftliche Vernunft auf, mehr Frauen in Top-Positionen zu bringen. Aber es gelingt nicht. Warum? Wollen die Unternehmen nicht erfolgreicher werden? Oder welche anderen Gründe gibt es?
Veraltete Strukturen, Männer fördern Männer, Angst vor zu erfolgreichen Frauen oder auch ein tief sitzendes Misstrauen, ob eine Frau das auch schafft, spielen sicher eine Rolle.
Moderne Konzerne denken aber doch rein erfolgsorientiert. Welcher Aktionär, welche Aktionärin will einen Mann an der Spitze, wenn eine Frau eine höhere Dividende einfährt?
Der bessere wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens in Abhängigkeit von einer Frauenquote oder Vielfalt in der Spitze ist zurzeit noch nicht eindeutig belegt. Wie es Studien gibt, die für die Frau in der Führungsspitze sprechen, gibt es auch welche, die aussagen, dass dieser Zusammenhang mit einem wirtschaftlichen Erfolg nicht existiert.
Es gilt daher auch immer, die Interessen hinter einer Studie zu berücksichtigen. Wer hat sie erstellt? Wer hat sie in Auftrag gegeben und bezahlt? Welche Botschaft soll gesendet werden?
Dieser Problematik versuchen sogenannte Megastudien zu Leibe zu rücken. Sie vergleichen die zu einem Thema existierenden Studien und versuchen zu bewerten, wie sinnvoll, wie wissenschaftlich fundiert die Untersuchungsmethode und wie aussagekräftig das Ergebnis jeweils ist. Sie versuchen so, eine Aussage auf einer wesentlich breiteren Basis zu treffen.
In unserem Fall kam eine entsprechende Megastudie der Uni Konstanz zu dem Ergebnis, dass ein Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Erfolg eines Unternehmens und seiner Geschlechtervielfalt in der Führung nicht mit wissenschaftlich hinreichender Sicherheit nachgewiesen sei. Immerhin ist aber nachgewiesen, dass Geschlechterdiversifikation dem Unternehmen auch nicht schadet.
Wie auch immer sich die Studien und Meta-Studien entwickeln: Wir Gleichstellungsinteressierte und -beauftragte wollen Gleichstellung – unter Qualifikationsgesichtspunkten und vor allem weg von sachfremden Auswahlkriterien wie „old (oder young) boys‘ networks“.
Das einzig wahre Argument ist ohnehin das Gleichstellungsgebot im Grundgesetz! Benachteiligungen müssen abgebaut und verhindert werden. Die Notwendigkeit einer Quote auch für die Wirtschaft ergibt sich aus den vielen Jahren erfolglosen Wartens auf freiwilliges Handeln und aus den gescheiterten Versuchen, das Grundgesetz ohne Zwang umzusetzen.
Mit Freiwilligkeit ließen sich die Unternehmen nicht auf Quotenkurs bringen. Warten wir ab, was die (Mini-)Quote bringt.
Mit herzlichen Grüßen wartet weiter mit Ihnen
Ihre Kristin Rose-Möhring
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