Ein heißes Eisen
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
ich weiß nicht, ob Frauen weniger kriminelle Energie entwickeln oder ob sie von den Strafverfolgungsbehörden nachsichtiger behandelt werden. Aber eins ist augenfällig: Im Bereich der politischen Verwaltung und der Parteien haben die Frauen inzwischen bei der Besetzung von Führungspositionen etwas aufgeholt. Geht es dann aber um Themen wie unkorrekte Parteienfinanzierung, Vetternwirtschaft, Meineid, die Befürwortung von Folter etc. stehen immer noch Männer ganz vorne in der Schlange.
Ich glaube nicht, dass Frauen von Natur aus die besseren Menschen sind. Oft genug müssen sie noch mit härteren Bandagen kämpfen als ihre männlichen Kollegen, um ihre Führungspositionen zu erreichen und zu verteidigen. Aber dann fallen sie einfach weniger durch Affären und kriminelle Entgleisungen auf. Vielleicht liegt es ja nur daran, dass sie in den Führungsklüngeln, in denen jeder jeden deckt, doch noch nicht so stark integriert und vernetzt sind.
Ein Fall wie in Rheinland-Pfalz, wo eine neu gewählte Parteivorsitzende erst einmal aufräumt und zu Unrecht erworbenes Parteivermögen zurückgibt, ist mit einem Mann an der Spitze nur schwer vorstellbar. Auch eine Bischöfin, die ihr Amt wegen einer Trunkenheitsfahrt niederlegt, ist recht beispiellos angesichts der sonst aus klerikalen Kreisen bekannt gewordenen Verfehlungen. In Bayern kann mann nach Trunkenheitsfahrt mit Todesfolge immerhin noch Verkehrsminister werden.
Nur beim laschen Umgang mit fremdem geistigem Eigentum bei der Erstellung von Doktorarbeiten scheinen die Frauen gleichberechtigt nachzuziehen, denn bei den bekannt gewordenen Plagiatsversuchen steht es derzeit 2:1 für die Frauen. Als Gleichstellungsbeauftragte wäre ich im eigenen Haus natürlich verpflichtet, meine Hand schützend über einen fleißigen jungen Mann zu halten, der bei all der zusätzlichen Kinderbetreuung erst nach der Promotion dazu kommt, seine Doktorarbeit einmal richtig zu lesen. Nicht umsonst hat das Bundesgleichstellungsgesetz auch die Probleme von Männern mit Familienpflichten dem Aufgabenbereich der Gleichstellungsbeauftragten zugewiesen.
Aber Gleichstellung im Unrecht: Ein heißes Eisen!
Also, mir gefällt die Vorstellung, dass unsere Welt mit mehr Frauen an den Schalthebeln der Macht auch ein bisschen gerechter, sozialer und weniger kriminell wird. Dann müssten endlich auch die Männer beweisen, dass sie zur Wahrnehmung ihrer Führungsaufgaben in dieser Weise in der Lage sind.
Herzlich,
Ihre Kristin Rose-Möhring
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