Emma - reloaded
Liebe Leserin, lieber Leser,
als Jungemanze wurde ich schon ab dem zarten Alter von ca. 15 Jahren mit Namen wie „Flintenweib“ oder eben „Emma“ belegt, was Ende der 1970er Jahren noch gefördert wurde durch die Gründung der Zeitschrift gleichen Namens durch Alice Schwarzer.
Auf der Suche nach dem Grund für diese Namenswahl stieß ich auf die interessante Tatsache, dass „Emmas“ am 3. Dezember Namenstag haben, was wiederum der Geburtstag von Alice Schwarzer ist (mit der Zeitschriftenbenennung aber wohl nix zu tun hat).
Als ich mich vor ca. zehn Jahren erstmals mit dem Namen befasste, stand er auf der Liste der beliebtesten weiblichen Vornamen in Deutschland auf Platz 19. Seit dem ist er kräftig geklettert auf Platz 12 in 2008 über Platz 5 in 2010 auf nun Platz 2 im vergangenen Jahr.
Emmas sind in – wir Gleichstellungsbewegten wussten das schon lange.
Auch bei den Namensträgerinnen finden wir Schwestern von gestern, bei denen wir uns eine Scheibe abschneiden können:
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Emma Herwegh (1817-1904), die Kämpferin in Männerkleidern während der 1848er Revolution und Vorkämpferin der Frauenrechtsbewegung
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Emily Roebling (1843-1903), die für ihren erkrankten Mann die Brooklyn Bridge zu Ende baute (siehe Blogbeitrag „Frei nach Brecht: Fragen einer lesenden Frau“ vom 08.07.2013,
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Emma Ihrer (1857-1911), die hochengagierte Politikerin, erfolgreiche Gewerkschafterin und Frauenzeitungsfrau3,
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Emma Boos-Jegher (1857-1932), die Pionierin der Schweizer Frauenbewegung,
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Emmeline Pankhurst (1858-1928), die quasi „Ober-Suffragette“ Englands (mit dem immer noch aktuellen Motto „Deeds not Words“/“Taten nicht Worte“),
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Königin Emma (1858-1934), die Stammmutter einer 123 Jahre dauernden Königinnen-Regentschaft in den Niederlanden (Regentin Emma sowie die Königinnen Wilhelmina, Juliana und Beatrix − 1890 bis 2013),
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Emma Goldman (1869-1940), die Feministin und Anarchistin, die zeitweise als die gefährlichste Frau der USA galt4,
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Emmy Noether (1882-1935), Deutschlands bekannteste Mathematikerin,
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Emma Thompson (*1959), die Oscar-gekrönte Schauspielerin und Drehbuchautorin
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und, und, und …
Auch in der Literatur verewigt wurden die Emmas – so z.B. von Jane Austen in dem gleichnamigen Roman von 1816; von Gustave Flaubert in „Madame Bovary“ 1857; von Michael Ende als zuverlässige Lokomotive in seinen „Jim Knopf“-Büchern 1960; von Cornelia Funke und weiteren Autor/inn/en.
Geschichtlich und künstlerisch so gestärkt sollten wir uns also nicht gegen Schmähungen wie „Emma“ oder „Emanze“ wehren, sondern diese vermeintliche Beschimpfung mit einem erfreuten „Danke für das Kompliment“ quittieren – zumal Emma die „Erhabene“ heißt. Erhaben wir demnach sind, stehen wir da doch so was von drüber ….
In diesem erhabenen Sinne wünsche ich allen Emmas und Emanzen, allen engagierten Feminist/inn/en und freundlichen Flintenweibern, allen aktiven Krawallschachteln und liebenswerten Kampfwurzeln einen wunderbaren Internationalen Frauentag und bin mit schwesterlichen Grüßen
Ihre Kristin Rose-Möhring
1 „Die Möwen sehen alle aus/als ob sie Emma hießen./Sie tragen einen weißen Flaus/und sind mit Schrot zu schießen.//Ich schieße keine Möwe tot,/ich laß sie lieber leben/und füttre sie mit Roggenbrot/und rötlichen Zibeben.//O Mensch, du wirst nie nebenbei/der Möwe Flug erreichen./Wofern du Emma heißest, sei/zufrieden, ihr zu gleichen.
2 Eine eindeutige Erklärung gibt es nicht; hingewiesen wird in der Regel auf die Häufigkeit des Namens Emma um die Jahrhundertwende zum 20. Jhdt.
3 Ausführliches Porträt siehe GiP-Ausgabe 5/2006
4 Michaela Karl „Streitbare Frauen“, München 2013, S. 175ff
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