rehm-verlag   Online-Produkte öffnen

Equal Pay Day 2010 – Gleiches Geld für gleiche Arbeit?

Jetzt bewerten!

Seit 2008 wird auch in Deutschland der Equal Pay Day begangen. Es ist der Tag, bis zu dem Frauen – statistisch gesehen – arbeiten müssen, um das Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu erzielen.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in Deutschland fand dieser Tag 2008 am 15. April statt; 2009 am 20. März. Hier gab es also einen Fortschritt, wenn auch nur einen kleinen.

In diesem Jahr findet der EPD am 26. März statt und macht damit alarmierend deutlich, dass die Gehaltsschere nicht nur nicht kleiner geworden, sondern weiter auseinandergegangen ist. Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 17,4% weniger als Männer; der sogenannte „Gender Pay Gap“, d.h. die Entgeltunterschiede sind 2009 um 1% auf 23% gestiegen. Damit liegt Deutschland im EU-Vergleich auf einem unrühmlichen siebtletzten Platz.

Die Gründe für dieses schlechte Erscheinungsbild sind vielfältig: Frauen tragen in Deutschland immer noch die Hauptlast der Familienarbeit und arbeiten überproportional viel in Teilzeit, es gibt zu wenig Betreuungsmöglichkeiten für (Klein)Kinder, unser Schulsystem wird erst ganz allmählich auf Ganztagsunterricht und -betreuung umgestellt, typische Frauenberufe wie Erzieherin, Lehrerin, Sekretärin, Pflegerin sind schlecht bezahlt und, und, und.

Auch im öffentlichen Dienst gibt es Entgeltungleichheit, doch verlaufen die Gehaltsdiskriminierungen hier subtiler. Auf den ersten Blick nämlich bekommen alle, die eine bestimmte Entgelt- oder Besoldungsstufe erreicht haben, Geld laut Tabelle. Das ist die Theorie.

Aber was ist

  • mit schnelleren Beförderungen von Männern?

  • mit dem Zugang zu familienunfreundlich organisierten Aufstiegsverfahren?

  • mit den bekannten Auswirkungen von Teilzeitarbeit z.B. bei Beurteilungen und Zugang zu Führungspositionen?

  • mit der oft überbewerteten Bedeutung von Fachkenntnissen gegenüber sozialer Kompetenz, die Frauen oft zusätzlich einbringen?

  • mit Leistungsprämien oder leistungsorientierter Bezahlung (LOB)?

  • mit den endlosen, familienunfreundlichen Überstunden, die Männer leisten können, wenn ihnen die Familie den Rücken freihält?

  • mit vorgezogenen Erfahrungsstufen innerhalb einer Entgeltgruppe?

  • mit einem Einstieg in den öffentlichen Dienst in einer höheren Besoldungs- oder Entgeltgruppe als dem Eingangsamt oder der Eingangsstufe?

  • mit Sonderregelungen z.B. für IT-Berufe, die männlich dominiert sind?

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen und dies alles müsste unter Beteiligung der Gleichstellungsbeauftragten einmal gründlich erforscht und veröffentlicht werden.

Auch beim Thema gleiche Bezahlung ist also ein wachsames Auge der Gleichstellungsbeauftragten erforderlich, denn Entgeltgleichheit bedeutet nicht immer wirklich gleiches Geld.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring

Mein Kommentar
Sie sind nicht eingeloggt
Bitte benachrichtigen Sie mich bei neuen Kommentaren.
Ihr Kommentar erscheint unter Verwendung Ihres Namens. Weitere Einzelheiten zur Speicherung und Nutzung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
0 Kommentare zu diesem Beitrag
Twitter-Icon

Folgen Sie uns auch auf Twitter!
Wir informieren Sie rund um das Thema Gleichstellungrecht.
https://twitter.com/GleichstellungR

banner-gleichstellungs-und-gleichbehandlungsrecht.png
rehm_e-line_banner_355x355_L1_Var1.jpg
SX_LOGIN_LAYER