Fairhandlungen
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Eine Gleichstellungsbeauftragte begann nach der Erfahrung einer Dauerbeschallung von drei Seiten, zu allen Gesprächen mit ihrer Stellvertreterin zu erscheinen. Das trug ihr den Spott ein: „Allein trauen Sie sich wohl nicht?“ Genau, aber die andere Seite ja offensichtlich auch nicht. Wo also liegt der Grund für die Ironie – im Abweichen von Selbst- und Fremdbild?
Eine andere Gleichstellungsbeauftragte leitete ein außergerichtliches Einigungsverfahren ein und wurde vor dem ersten Termin gefragt, ob sie einen Rechtanwalt mitbringen würde. Verblüfft verneinte sie - obwohl selbst nicht Juristin - und hörte mit großem Erstaunen die Antwort: „Gut, sonst hätten wir unseren Anwalt auch mitgebracht“. Nur der Vollständigkeit halber: Das Einigungsverfahren war vonseiten der Dienststelle bereits mit zwei Juristen angekündigt. Da fällt uns Gleichstellungsbeauftragten nicht mehr viel ein.
Positiv gesehen: Wir werden respektiert – sehe ich Sie hier lächeln? – oder gefürchtet – sehe ich gar ein Grinsen? Kann nur große Manpower einer vereinzelten Womanpower gerecht werden?
Negativ betracht: Wird jedes einfache Gespräch und gar jede schwierige Verhandlung auf Einschüchterung durch Masse angelegt?
Fair ist das nicht, aber wann sind Verhandlungen das schon? Schließlich sind Gleichstellungsbeauftragte ja „so anstrengend“ – so der genervte Ausruf eines Dienststellenleiters zu „seiner“ Gleichstellungsbeauftragten. Antwort von ihr: „Ich bin ja auch nicht hier, um einfach zu sein.“
Genau, wo die Angst ist, da geht’s lang, denn zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.
Herzlich,
Ihre Kristin Rose-Möhring
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