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Feindbild Mann

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Bin ich männerfeindlich? Muss ich es als Gleichstellungsbeauftragte schon von Berufs wegen sein? Habe ich durch meinen jahrelangen Einsatz für die Gleichstellung dazu beigetragen, einen Geschlechterkrieg anzuzetteln? Oder habe ich gar eine Mitschuld an der Benachteiligung von Männern?

Liebe Leserin, lieber Leser,

solche Fragen muss ich mir als engagierte Gleichstellungsbeauftragte heute stellen, wenn ich die beruflich, privat und in der Presse geführten Diskussionen zu den Themen Gleichstellung, Frauenquote, Geschlechtergerechtigkeit und Gender Mainstreaming verfolge. Die Frauenquote sei ohne Zweifel eine umgekehrte Benachteiligung, wird da in einem Wirtschaftsblatt ohne Widerspruch ein Rechtsanwalt zitiert. Ohne Zweifel? Genau so gut könnte dieser Jurist auch sagen, Schadensersatz koste den armen Verursacher viel Geld.

Wir wollen den Männern nichts wegnehmen. Wir wollen für Frauen nur den ihnen zustehenden Anteil am Ganzen. Wir wollen Gerechtigkeit.

Wird ein Kuchen gerecht aufgeteilt, müssen diejenigen, die sich ein zu großes Stück geschnappt haben, davon wieder etwas hergeben. So einfach ist das.

Natürlich ist das bitter für diejenigen, die sich über lange Zeit daran gewöhnt haben, sich ohne besonderen Widerstand mit dem großen Stück zu bedienen, davon jetzt etwas zurückgeben zu müssen und sich in Zukunft mit dem kleineren, da gerechten Anteil zu begnügen.

Aber liebe Juristen, was ist eigentlich mit dem Unrecht der Vergangenheit? Gibt es dafür einen Ausgleich? Er wird noch nicht einmal verlangt. Und was ist mit einer sofortigen Umsetzung gerechter Regelungen? Ab sofort, also heute, werden Männer und Frauen gleich bezahlt, erhalten gleiche Renten, werden in allen Führungspositionen 50% der Stellen für Frauen freigemacht, entweder durch Entlassung oder Herabstufung. Wie würde das gefallen? Gerecht wäre es.

Wir suchen eine sozialverträgliche Veränderung für eine geschlechtergerechte Zukunft. Wirtschaftlicher Erfolg ist dort für Männer nicht mehr so selbstverständlich und bequem wie bisher. Manchmal geht es auf dem Weg dahin auch für einen Mann langsamer oder die Karriere endet früher. Die Konkurrenz ist halt größer geworden.

Aber muss ich mich deshalb grämen? Muss ich jetzt Mitleid haben mit all den Männern, die sich in einer veränderten Welt so schwer tun? Ich glaube nicht! Beides geht halt nicht: eine männerdominierte und eine geschlechtergerechte Welt. Aber deswegen bin ich noch lange nicht männerfeindlich!

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring

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