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Frau und Schwarz – doppelt ungleich

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Am 3. März. – für Karnevalist/inn/en am Rosenmontag- wurde der Film „12 Years a Slave“ mit einem Oscar als bester Film ausgezeichnet. Damit erhielt erstmalig in der Oscar-Geschichte ein schwarzer Regisseur, der Brite Steve McQueen, diese höchste Filmauszeichnung. Ein Novum ähnlich wie 2008 der erste Regie-Oscar für eine Frau, Kathryn Bigelow. Sie erhielt ihn für ihren Film „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, wann die erste schwarze Frau einen Oscar für eine Regieleistung erhält. Frau und Schwarz  das addiert sich oft zu doppeltem Diskriminierungspotential auf.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Schwarze haben in der öffentlichen Anerkennung – vom Sport einmal abgesehen- einen großen Nachholbedarf und schwarze Frauen besonders. Doch gerade Frauen – weiße und schwarze – haben sich um die Befreiung der Schwarzen von der Sklaverei verdient gemacht, indem sie als sogenannte Abolitionistinnen vehement gegen die Sklaverei kämpften – mit Worten und Taten.

So gilt z.B. als Mitauslöser für den amerikanischen Bürgerkrieg und damit letztendlich der Abschaffung der Sklaverei Harriet Beecher-Stowes Buch „Onkel Toms Hütte“. Der Roman wurde 1852 erstmals als Buch gedruckt und sofort ein Bestseller. Er war so erfolgreich, weil er erstmalig den Sklav/inn/en einen Namen gab und durch die Schilderung persönlicher Schicksale das Problem der Sklaverei an Menschen herantrug, die sich mit diesem Thema vorher nie befasst hatten.

In den ersten acht Wochen wurden 50.000 Exemplare verkauft. Harriet Beecher-Stowe erhielt dafür übrigens ganze 300 Dollar, aber zumindest doch die Anerkennung von Präsident Abraham Lincoln, der – so eine Anekdote – zu ihr gesagt haben soll: „Sie sind also die kleine Frau, deren Buch diesen großen Krieg verursacht hat.“

Eine weitere wichtige Frau bei der Abschaffung der Sklaverei war Harriet Tubman. 1826 selbst als Kind versklavter afrikanischer Eltern geboren, floh sie 1849 auf abenteuerlichen Wegen in den Norden Amerikas und wurde dann ihrerseits die bekannteste Fluchthelferin der sogenannten "Underground Railroad". Von dieser Hilfsorganisation für fluchtwillige Südstaaten-Sklav/inn/en wird berichtet, dass sie nicht einen einzigen „Passagier“ verlor.

19 Mal reiste Harriet Tubman heimlich in die Südstaaten und brachte unter Einsatz ihres eigenen Lebens und ihrer Freiheit über dreihundert Männer, Frauen und Kinder in kleinen Gruppen in die Nordstaaten und damit in die Freiheit. Sie war eine der meist gesuchten Personen ihrer Zeit. Insgesamt waren 40.000 Dollar Belohnung auf sie ausgesetzt, für die damalige Zeit eine gigantische Summe.

Im amerikanischen Bürgerkrieg arbeitete sie neben ihren offiziellen Tätigkeiten als Krankenschwester und Köchin auch als Spionin für die Nordstaaten. Der Ruhm, den Harriet Tubman erlangte, und die Hoffnung, die sie weckte, zeigt sich daran, dass sie angeblich in dem Gospel "Go down, Moses" verewigt wurde, denn Harriet Tubmans Codename in der „Underground Railroad“ war Moses. Vor gut 100 Jahren, 1913 starb sie.

In diesem Jahr jährt sich eine Reihe von Ereignissen, die letztendlich zur Abschaffung der Abschaffung der Sklaverei führten:

  • Vor 290 Jahren, 1724, forderten erstmals die Quäker/innen offiziell die Abschaffung der Sklaverei.

  • Vor 240 Jahren, 1774, verbot Rhode Island als erste Kolonie den Handel mit und den Besitz von Sklav/inn/en.

  • Vor 225 Jahren, 1789, begann mit der Französischen Revolution ausgehend von den Idealen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ein wirklicher Sinneswandel.

  • Vor 220 Jahren, 1794, erreichte diese Botschaft die englischen Kolonien: Nach einer Rebellion der schwarzen Sklav/inn/en von Haiti wurde die Sklaverei dort verboten.

  • Vor 210 Jahren, 1804, wurde der Inselstaat in die politische Freiheit entlassen. Der Aufstand der Sklav/inn/en von Haiti war der einzige, der zur Gründung eines unabhängigen Staates führte*.

  • Vor 205 Jahren, 1809, wurde der Sklavenhandel durch die britische Krone verboten, aber erst

  • Vor 180 Jahren, 1834 (andere Quellen nennen das Jahr 1833), wurde er endgültig abgeschafft.

In den Südstaaten der USA blieb der Sklavenhandel jedoch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Erst durch den Sezessionskrieg von 1860-1865 und Abraham Lincolns 13. Verfassungszusatz wurde die Sklaverei auch dort abgeschafft. Das ist erst knapp 150 Jahre her.

Doch keine/r wird sich täuschen: Sklaverei gibt es auch heute noch, sie hat nur andere Namen. Sextourismus blüht in Ländern der Dritten Welt wie Thailand, Kinderarbeit unter unwürdigen Bedingungen bei niedrigsten Löhnen ist in vielen Ländern Asiens und Afrikas an der Tagesordnung, der Handel mit Frauen und Mädchen boomt z.B. mit Ländern Osteuropas.

Frauen haben immer in besonderer Weise unter den verschiedenen Formen der Sklaverei gelitten und tun dies noch heute.

Herzlich

Kristin Rose-Möhring
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*Auch Liberia ist ein Staat, in dem ehemalige Sklav/inn/en nach ihrer Befreiung ein freies Leben führen konnten, aber sie wurde – meist aus den USA kommend – dort angesiedelt.

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