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„Frauen sind die besseren Menschen“

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Diese generelle Behauptung unterstellt heute die Kritik – auch die aus weiblicher Sicht – der modernen Frauenbewegung, zu der ich mich durchaus selbst zähle. Es wird dabei behauptet, dass wir Frauenbewegten die Männer pauschal und unkritisch als weniger sensibel, unsozialer, weniger empathisch, unkommunikativer, weniger verantwortungsbewusst und weniger fleißig, kurzum als die schlechteren Chefs und Menschen darstellen. So zuletzt auch Business-Coach und Psychologin Christine Bauer-Jelinek 1 in einem Zeitungsinterview in der FAS. Dabei, so heißt es, würden die biologischen Unterschiede ignoriert und so getan, als könnten Frauen und Männer die gleichen Aufgaben übernehmen. Weiter werde (fälschlicherweise) so getan, als seien weniger Frauen in Führungspositionen, weil Männer das verhinderten.

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich gehe in mich und betrachte meine bisherigen Blogbeiträge. Da sieht es tatsächlich ein bisschen so aus, wie von der Kritik beschrieben. Aber meine lange Erfahrung als Personalratsvorsitzende und als Gleichstellungsbeauftragte hat mir gezeigt, dass es tatsächlich Hindernisse für Frauen gibt, in Führungspositionen zu kommen. Die sogenannte gläserne Decke existiert tatsächlich und wesentlichen Anteil daran haben männliche Seilschaften.

Natürlich sind Frauen und Männer nicht gleich. Aber sie sind gleichberechtigt! Und Frauen aufgrund ihrer biologischen Disposition den zweiten Rang zuzuweisen, geht schon gar nicht. Frauen haben gegenüber der männlichen Konkurrenz Vorteile in den Bereichen Empathie und soziale Kompetenz zu bieten. Letztlich treffen alle oben aufgezeigten und von der Kritik angeprangerten Frauenvorzüge zumindest teilweise zu. Frauen sind heute auch oft besser ausgebildet und qualifiziert und könnten ohne biologisch bedingte Karriereunterbrechungen oder die genannten Hindernisse den Männern auf Dauer durchaus den Rang ablaufen.

Soweit ist es aber noch lange nicht. Zu viele Steine liegen noch auf dem Weg in die Führungspositionen. Es ist einfach unfair, denen, die versuchen, einige dieser Steine aus dem Weg zu räumen, „Allmachtsfeminismus“ vorzuwerfen, wie Bauer-Jelinek das tut.

Liebe Frau Bauer-Jelinek, Frauen sind nicht die besseren Menschen, aber sie sind gleich gut. Sie verdienen ihre Chance und dafür kämpfe ich.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring


1 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 22.10.2012, S. 44
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