Führung um jeden Preis – Frauen weit oben
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
diesen Satz schrieb kürzlich in seinem Plädoyer für ein Ernstnehmen männlicher Gleichstellungsbedürfnisse ein männerbewegter Gewerkschafter – und damit hat er sicher Recht. Es gibt eine Menge Frauen in Führungspositionen, die uns als Beschäftigte und fast noch mehr als Gleichstellungsbeauftragte durch ihren autoritären Führungsstil, durch ihre Ausbeutung der ihnen unterstellten Beschäftigten, durch ihren Selbstdarstellungsdrang etc. ärgern, schaden und ohne Ende frustrieren (siehe auch den Blog-Beitrag Der Umgang mit Frauen in Führungspositionen vom 20.10.2009).
Nur zwei Dinge dürfen wir alle nicht vergessen – auch nicht die Männer, die sich immer mit Wonne auf solche schlechten Beispiele stürzen und sie gar zu gerne uns Gleichstellungsbeauftragten mit Häme vorhalten. Erstens: Männer machen das alles auch, nur verlieren sie sich eher in der Masse der vielen „unauffälligen“ Alphatiere. Zweitens: Frauen sind nicht die besseren Menschen; sie sind in Führung weniger geübt und vor allem: Sie mussten in männlichen Systemen durch eine harte Schule gehen, gläserne Decken durchstoßen und hart zu sich selbst sein. Sie mussten sich durchbeißen und sie stehen immer noch in einer Sandwichposition. Die männlichen Vorgesetzten oder Beobachter erwarten gnadenlos Erfolg und Durchsetzungskraft, die Untergebenen erwarten weibliche Gnade, immer das typisch weibliche offene Ohr und die grenzenlose Sozialkompetenz des Zuhörens, Vermittelns und Ausgleichens.
Das kommt schon mal der Quadratur des Kreises gleich und heraus kommt ggf. eine Führungsfrau, die schlimmer ist als der Vorgänger oder Nachfolger. Denn auch das ist typisch: Einer Frau in einer Führungsposition folgt in den seltensten Fällen wieder eine Frau. Eine weibliche Tradition kann sich so kaum aufbauen und das bisher überwiegend männliche System des männlichen Führens kann sich nicht ändern.
Das alles ist keine Entschuldigung für wirklich schlimme Fälle und wir hassen sie mit Verve, aber werden schlimme Führungsmänner auch so bereitwillig so gehasst? Oder geht das Be- oder besser Verurteilen von Menschen in Führungspositionen nicht noch immer nach dem Schema: „Brüllt ein Mann, ist er dynamisch; brüllt eine Frau, ist sie hysterisch“?
Wir sind also angewiesen auf die Zauberfrauen, die gute Führung quasi in den Genen haben und uns allen ein gutes Beispiel geben. Die aber sind – ganz wie die Männer – sehr, sehr selten. Und zum Trost sei allen, die unter einer schlechten Führungsfrau leiden, folgender Satz der früheren US-Außenministerin Madeleine Albright – wie der Nachname schon sagt: ganz clever – mit auf den Weg gegeben: „Für Frauen, die anderen Frauen nicht helfen, gibt es in der Hölle einen speziellen Ort“.
In diesem Sinne mit höllischen Grüßen
Herzlich,
Ihre Kristin Rose-Möhring
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