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Ganz nach oben?

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Entscheidet vorwiegend die persönliche Leistung über die Karrierechancen oder eher das soziale Umfeld, in das der Betreffende hineingeboren wird? Ist die Elite ein geschlossener Kreis, der niemanden von außen einlässt, oder ist jeder seines Glückes Schmied und entscheidet selbst über den Aufstieg?

Liebe Leserinnen und Leser,

dieser Frage ging neulich eine bekannte deutsche Zeitung in ihrem Wirtschaftsteil nach. Dabei griff der Autor auf einen Soziologie-Professor zurück, der behauptet, es gäbe keine soziale Öffnung der Elite in Deutschland. Die Mittelschicht könne sich abstrampeln, wie sie wolle, die Unternehmen rekrutierten ihre Führung aus den oberen knapp fünf Prozent der Gesellschaft. Gelegentliche Gegenbeispiele bestätigten nur die Regel.

Dem wurde die Meinung eines Professors für Wirtschaftsgeschichte gegenübergestellt. Die Herkunft sei nicht ausschlaggebend. Unternehmer gäben ein sehr heterogenes Bild ab und in dynamischen Zeiten sei die soziale Mobilität besonders hoch. Nicht großbürgerliches Auftreten und feingeistige Erziehung seien der Karriere förderlich, sondern Gerissenheit, Durchschlagskraft und Rücksichtslosigkeit.

Also geht der Weg an die Spitze eines Großunternehmens doch nicht über Privatschule, MBA (Master of Business Administration) und Papas Beziehungen direkt in den Vorstand? Der Autor versucht die Frage durch einen Vergleich der Vorstandsvorsitzenden der 30 größten deutschen Konzerne zu klären. In einer eigens erstellten grafischen Darstellung namens „Die 30 Dax-Chefs“ listet er die Unternehmen und ihre Vorstandsvorsitzenden auf und untersucht ihre soziale Herkunft und ihre persönliche Ausbildung. Danach kommt er zu dem Schluss, die Wirtschaft sei in alle Richtungen durchlässig. Hat man erst einmal das Gröbste hinter sich – Abitur, Studium, Einstieg in den Job – liegt es nur noch an einem selbst, sich durchzusetzen.

Um das Ergebnis auf den Punkt zu bringen, zitiert er einen bekannten Headhunter: „Wer Hirn im Kopf hat und einen Arsch in der Hose, der wird auch was.

Soweit unsere Wirtschafts- und Personalexperten. Leider haben die Herren beim Blick in fremde Hosen eine Winzigkeit übersehen. Woher ich das weiß? Keiner der 30 Dax-Vorstände ist eine Frau!

Uns Frauen war immer schon klar, dass der Eintritt in die obersten Chef-Etagen kaum zu schaffen ist. An Herkunft und Bildung kann es nicht liegen, die haben wir auch. Aber dass es mit einem Blick in die Hose erledigt wird – so primitiv haben wir es uns auch nicht vorgestellt. Jetzt wissen wir wenigstens, warum Männer sich auf der Herrentoilette treffen, um gemeinsam im Stehen ihren Geschäften nachzugehen. Dort sollen dann angeblich die wirklich wichtigen Entscheidungen in einem Unternehmen getroffen werden.

Eigentlich schade, dass im Wirtschaftsteil einer Zeitung Experten dies zwar in ihren Analysen auf den Punkt bringen, aber das Wesentliche dann doch nicht erkennen und in alter männlicher Tradition am wahren Missstand vorbei diskutieren. Die Frage unserer Zeit ist eben nicht mehr, ob Männer einer bestimmten Herkunft in einer Männergesellschaft diskriminiert werden. Es gehtt inzwischen auch um Frauen und das nicht nur im Feuilleton.

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring

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