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Gleichstellung in den Augen der Männer nur ein Witz?

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Neulich las ich in einer Zeitung einen Beitrag von Harald Martenstein, einem Vielschreiber und omnipräsenten Kolumnisten mit spitzer und teilweiser witziger Feder, aber auch oft sehr männlich geprägten Ansichten, mit dem Titel: “Die Grenzen der Genderpolitik“.

Liebe Leserinnen und Leser,

Harald Martenstein vergleicht in seinem Artikel die Katholische Kirche und die Piraten-Partei. Bei der einen gibt es für die vielen weiblichen Mitglieder keine Führungsposten zu vergeben, während bei der anderen den Frauen alle Ämter offen stehen, aber kaum weibliche Mitglieder vorhanden sind.

Der Autor lebt vom Witz in seinen Beiträgen und den lässt er kurz aufblitzen, indem er auf eine Zusammenkunft des Frauenarbeitskreises bei den Piraten verweist, bei der überraschend viele Teilnehmerinnen Bärte trugen und somit „nicht klassischer Weise als Frauen erkennbar“ waren. Zwar wäre so viel männliche Aufmerksamkeit für unsere Anliegen oft wünschenswert, aber Martenstein bemüht für seine Witzeleien auch noch die Gendertheorie, wonach Geschlecht nur ein gesellschaftliches Konstrukt ist. Bei den männlichen Piraten vermutet er eine eventuelle Lüge über ihr soziales Geschlecht, um so eine Freundin zu finden. Oh, wie lustig!

Wie kommt der Mann dazu, sich gerade über diese Thematik auszulassen, die ihm offensichtlich so wenig am Herzen liegt? Er hat als Autor doch schließlich einen Ruf zu verlieren. Auf die Antwort bin ich bei ihm selbst gestoßen, in einer seiner Kolumnen in einer anderen Zeitung. Offensichtlich ist ihm dort nichts eingefallen. Er schreibt daher über die Schwierigkeit, immer wieder neue Themen zu finden, den Termindruck, die männlichen Zipperlein, die ihn plagen und am vernünftigen Nachdenken hindern, und so weiter. Er beschreibt auch, wie ihm bei der Suche nach witzigen Themen immer wieder der Feminismus in den Sinn kommt. Das Ganze nennt er dann das „Making of“ seiner Kolumnen.

So ist das also! Wenn dem Possenreißer die Themen ausgehen, müssen die Frauen mit ihren geschlechtsspezifischen Benachteiligungen herhalten. So sieht er dann aus, der Altherrenhumor, gegen den jede gleichstellungsengagierte Frau auch heute noch andiskutieren muss.

Es gibt für alles Grenzen, Herr Martenstein, für Genderpolitik, für Feminismus, für Gleichstellungspolitik, aber auch für die Art, sich darüber lustig zu machen. Als Lückenbüßer für vielbeschäftigte Autoren, denen nichts mehr einfällt, sind diese Anliegen zu ernst und zu schade.

Zu Ihrem Glück haben wir Gleichstellung noch nicht erreicht. Aber wir arbeiten dran. Ihr Lieblingsthema bleibt Ihnen also noch erhalten. Aber wie lange wird mann noch darüber lachen?

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring

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