Gleichstellung und Sprache
Liebe Leserinnen, Liebe Leser,
Woran denken wir, wenn wir von „Managern“ sprechen? Doch kaum an die Frauen in Führungspositionen, von denen wir alle so gerne mehr hätten. Drängt sich Ihnen beim Wort „Benutzer“ das Bild einer tüchtig und zielstrebig am PC arbeitenden Frau auf?
Oder entsteht vor Ihrem geistigen Auge das Bild einer gemischten Gruppe, wenn Ihnen etwas von einem Chor mit hundert Sängerinnen erzählt wird? Natürlich nicht! Wird die weibliche Bezeichnung genannt, gehen wir nur von Frauen aus. Wird die männliche Form gewählt, müssen wir uns als Frauen immer „mitgemeint“ fühlen.
Da feiert das längst überwunden geglaubte Patriarchat doch fröhliche Urständ. Aber es ist ja auch ach so „umständlich“ und so „teuer“, Frauen sprachlich in jedem Gesetz, in jeder Vorschrift, in jedem „Benutzerhandbuch“ mit zu berücksichtigen! Doch wie würden Männer sich fühlen, wenn wir zu rein weiblichen Formulierungen übergingen und in eine „Femisprache“ wechselten?
Fänden Männer es witzig, nur noch als „Kolleginnen“ angesprochen zu werden? Fühlten sie sich zu einem „Gespräch mit allen Mitarbeiterinnen“ eingeladen? Würden sie einen Brief ernst nehmen, der an „Frau Hans Mustermann“ adressiert ist, nur weil es zu umständlich war, das richtige Geschlecht zu ermitteln? Und würden sie die Nationalhymne mitsingen, wenn es darin hieße: „Einigkeit und Recht und Freiheit, sind des Glückes Unterpfand. Danach lasst uns alle streben, schwesterlich mit Herz und Hand“? Wohl kaum.
Umgekehrt wird das alles von uns Frauen ganz selbstverständlich erwartet. Kein Wunder, dass sich bei den Vorstellungen und Rollenstereotypen nichts verändert. So lange Frauen sprachlich nicht vorkommen, werden sich auch die Bilder in den Köpfen nicht ändern. (Vor)Bilder sind wichtig für die Einstellungen von Menschen. Denn Sprache macht Meinung und wer fehlt, wird nicht gesehen. So einfach ist das. Und da haben wir doch eigentlich keine größeren Probleme, oder?
Herzlich,
Ihre Kristin Rose-Möhring
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