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Großereignisse der Literatur – England im Jubiläumsmarathon

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Großbritannien befindet sich seit einiger Zeit im Feierstress: Ein literarisches Großereignis jagt das andere und meist geht es um Frauen, große Frauen der Literatur.

Liebe Leserin, lieber Leser,

2014 begann es zwar mit William Shakespeare – sein 450. Geburtstag wurde gefeiert – und geht in diesem Jahr mit seinem 500. Todestag weiter. Aber schon dazwischen lag der 100. Geburtstag von Monica Dickens, die 1915 geboren wurde.

Monica Dickens ist eine Urenkelin des englischen Literatur-Übervaters Charles Dickens. Sie ist zwar nicht ganz so bekannt wie er, aber auch sie hat eine große Zahl interessanter Romane geschrieben, die in England zu den sogenannten „Modern Classics“ gehören und sehr lesenswert und witzig sind1. In „One Pair of Hands“ (1939) und „One Pair of Feet“ (1942) beschreibt sie z.B. eigene Erlebnisse in den Kriegsjahren als Krankenschwester und Haushaltshilfe, die zu lesen richtig Spaß machen – britischer Humor vom Feinsten.

Eine der ganz großen Schriftstellerinnen feiert ebenfalls in diesem Jahr einen runden Geburtstag. Vor 200 Jahren, 1816, wurde Charlotte Brontë2 geboren, die Autorin von „Jane Eyre“, einem der Romane der klassischen englischen Literatur. Obwohl insbesondere am Anfang ungeheuer düster hat die große Liebesgeschichte von Jane Eyre und Mr. Rochester zu ihrer Zeit die Herzen der Leserinnen bis hin zu Queen Victoria erobert und der Erfolg hält bis heute an: 2011 gab es schon die 11. Verfilmung, dieses Mal mit Mia Wasikowska und Michael Fassbender.

2017 folgt der 200. Todestag von Jane Austen, der sicher in England alle Besuchsrekorde brechen wird. Sie ist die Autorin so herrlicher Romane wie „Stolz und Vorurteil“, „Verstand und Gefühl“ und „Emma“, die durch ihre köstlichen Dialoge und die wunderbar gezeichneten Frauenfiguren seit mehr als 200 Jahren Bestseller sind. Immer schrieb sie über innerlich unabhängige, familiär aber fest eingebundene Frauen, die entgegen dem Zeitgeist in der Napoleonischen Ära lieber unverheiratet blieben, als eine sogenannte Vernunftehe einzugehen.

Jane Austen3 war angeblich genauso. Sie war - so heißt es - einmal für eine Nacht verlobt und überlegte es sich am nächsten Morgen wieder anders aus Angst, die Ehe könnte sie einengen und am Schreiben hindern, ihrer ganz großen Leidenschaft.
Jane Austens Romane wurde viele Male verfilmt, die Highlights sind sicher „Pride und Prejudice“ mit Colin Firth als dem stolzen Mr. Darcy und Jennifer Ehle als der „be-vorurteilten“ Elizabeth Bennet, „Emma“ mit der damals so wunderbaren Gwyneth Paltrow als Titelheldin und Jeremy Northam als dem letztlich einzig geeigneten Ehekandidaten „Knightley“ und last but not least das so schrecklich betitelte „Sinn und Sinnlichkeit“ („Sense und Sensibility“/“Verstand und Gefühl“) mit den grandiosen Emma Thompson, Hugh Grant und Kate Winslet. Das sind wunderbare Filme für trübe Winter- oder Herbstabende mit schlechter Laune, für die sich aber auch ganz besonders die Bücher empfehlen. In den Büchern kommen das Ping-Pong der gewitzten Dialoge sowie die Schilderungen der ländlich-kleinstädtischen Idyllen und der gesellschaftlichen Zwänge sehr viel besser über als in den Filmen.

2018 folgt mit dem 200. Geburtstag vom Emily Brontë4 das nächste Literatur-Großereignis. Die Schwester von Charlotte und Anne Brontë (von ihr stammt der am wenigsten bekannte Roman „Agnes Grey“) schrieb den Klassiker „Wuthering Heights“/„Sturmhöhe“. Noch düsterer als der Roman „Jane Eyre“ ihrer Schwester Charlotte endet hier die große, herzzerreißende Liebe von Heathcliff und Catherine tragisch. Aber auch dieses Buch, dass die Autorin wie ihre Schwestern unter männlichem Pseudonym veröffentlichte (Ellis, Acton und Currer Bell), gehört zu den absoluten Klassikern der englischen Literatur und jedes englische Kind, zumindest jedes Mädchen muss es gelesen haben.

2019 schließlich ist der 200. Todestag von George Eliot, trotz des Namens eine Frau (geboren als Mary Ann Evans) und eine der ganz großen englischen Schriftstellerinnen5. Ihre bekanntesten und erfolgreichsten Werke waren „Middlemarch“ und „Die Mühle am Floss“; sie selbst wurde den „ersten bedeutenden Vertretern des psychologisch-sozialen Romans in England“ zugerechnet. Privat lebte sie 25 Jahre in wilder Ehe mit dem verheirateten Schriftsteller George Henry Lewes und wurde so zum Skandal ihrer Zeit. Ein schöner Satz von ihr ist: „Es gibt niemanden, der sich einer Frau gegenüber arroganter, aggressiver und verächtlicher verhält als ein Mann, der um seine Männlichkeit bangt.“ Wie wahr!

Reiches England, das eine solche Reihe fantastischer Schriftstellerinnen vorzuweisen hat und das zu einer Zeit, als Frauen wenig galten. Allerdings mussten auch sie zu ihrer Zeit unter männlichen Pseudonymen oder als „by a Lady“ veröffentlichen und hatten - mit Ausnahme von George Eliot - wenig von ihrem enormen Talent. Immerhin gab es sie und noch heute genießen wir, was sie vor 150 bis 200 Jahren geschrieben haben.

Genüssliche Schmökerstunden und mit literarischen Grüßen

Ihre Kristin Rose-Möhring

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