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Jahre des Aufbruchs: 1908! 2014?

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"250.000 Suffragetten versammelten sich am 21. Juni 1908 im Hyde Park zu der größten Demonstration, die England bis dahin gesehen hatte". Als ich diesen Satz kürzlich las, war ich verblüfft. Wie war das vor 105 Jahren unter den damaligen Bedingungen möglich? Würden wir heute so viele Frauen oder Gleichstellungsinteressierte auf die Beine bringen, wenn es um Frauenrechte geht, um Gleichstellung und gleiche Teilhabe von Frauen in allen Lebensbereichen? Ich recherchierte weiter und mein Erstaunen wurde noch größer.

Liebe Leserin, lieber Leser,

von 500.000 Demonstrantinnen „gekleidet in den Farben der Suffragettenbewegung Weiß, Grün und Violett1“ schreibt die Historikerin Michaela Karl2, sogar von möglichen 750.000 die London Times am Tag nach der Demonstration3.

Wie auch immer, es war eine beeindruckende Veranstaltung für allen Teilnehmenden, leider beeindruckte es die englische Regierung unter Führung von Premierminister Asquith kein bisschen und der Kampf der Frauen – Suffragetten und Suffragist/inn/en4 - ging weiter.

Auch in anderen Ländern kämpften die Frauen in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts um ihre Rechte. Für die Frauenrechtlerinnen und alle Frauen des deutschen Reichs war 1908 ebenfalls ein Jahr des Durchbruchs. Nicht nur demonstrierten überall in Deutschland Frauen für ihr Wahlrecht, sie erhielten nach langem Ringen endlich mehr Rechte, wenn auch nicht das Stimmrecht.

Am 15.5. trat das neue Reichsvereinsgesetz in Kraft, das den Frauen endlich erlaubte, Mitglied in Parteien und Vereinen zu werden.

Ab 18.8. wurden in Preußen Frauen zum Studium zugelassen und die höhere Bildung reformiert.

Am 18.12. schließlich wurde der 10-Stunden-Tag für arbeitende Frauen eingeführt. Bis zur Einführung des Wahlrechts dauert es allerdings noch weitere zehn Jahre.

Ein Jahr wie 1908, ein Jahr des Durchbruchs wünsche ich mir für 2014. Lange wurde über Gleichstellung hauptsächlich geredet, wenn auch zum Teil hitzig diskutiert. Was wir nun aber wieder brauchen, ist ein Jahr der Aktionen wie 2001, als viele wegweisende Gesetze das Licht der Rechtswelt erblickten (u.a. „unser“ Bundesgleichstellungsgesetz - siehe Blogbeiträge „Ausblick auf das Gleichstellungsjahr 2011“ vom 3.1.2011 und „2011 – noch mehr Jubiläen“ vom 12.9.2011).

Daher wichtig für uns alle: Ran an die Wahlurnen! Am 22. September können wir unseren Beitrag leisten. Noch 14 Tage! Machen Sie sich schlau, welche Kandidat/inn/en, welche Partei nach Ihren Vorstellungen hier die größten Schritte nach vorne machen wollen (Mein Tipp: Mit dem Wahl-o-mat der Bundeszentrale für politische Bildung können Sie das seit dem 29.8.überprüfen5).

Herzlichst

Ihre Kristin Rose-Möhring


1 Violett symbolisierte lt. einer Quelle Würde und den Anspruch auf das Stimmrecht, Weiß die Unschuld der Frauen und Grün die Hoffnung auf einen Neubeginn.
2 Michaela Karl, Die Geschichte der Frauenbewegung, Stuttgart 2011, S. 72
3 Michaela Karl, „Wir fordern die Hälfte der Welt“, Frankfurt am Main 2009, S. 222f
4 „Suffragisten“ war der allgemeine Begriff für Mitglieder der Stimmrechtsbewegung, egal ob Mann oder Frau, gemäßigt oder radikal; „Suffragetten“ war ein von der englischen Presse als Verunglimpfung geprägter Begriff für die radikal für ihre Rechte kämpfenden Frauen um Emmeline und Christabel Pankhurst in England. Die Frauen nahmen den Begriff jedoch selbst an und bewiesen Humor, in dem sie ihn z.B. „SuffraGETtes“ schrieben, um zu demonstrieren, dass sie das Wahlrecht auch wirklich haben wollten (to get the vote/to get the suffrage).
5 http://www.bpb.de/politik/wahlen/wahl-o-mat/

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