Knecht Ruprecht/Knechtin GB

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17.12.2012

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Fest, einen guten Rutsch in ein erfolgreiches neues Jahr und danke Ihnen für Ihr Interesse an meinem Blog. Ich verabschiede mich nun in eine kurze Winterpause und freue mich darauf, dass wir uns ab 21. Januar 2013 in diesem Forum wieder austauschen.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Knecht Ruprecht

Von drauß' vom Wald komm ich her;

ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!

All überall auf den Tannenspitzen

sah ich goldene Lichtlein sitzen;

und droben aus dem Himmelstor

sah mit großen Augen das Christkind hervor.

Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann,

da rief's mich mit heller Stimme an:

"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell,

hebe die Beine und spute dich schnell!

Die Kerzen fangen zu brennen an,

das Himmelstor ist aufgetan.

Alt' und Junge sollen nun

von der Jagd des Lebens einmal ruh‘n;

und morgen flieg ich hinab zur Erden;

denn es soll wieder Weihnachten werden!"

Ich sprach: "O lieber Herre Christ,

meine Reise fast zu Ende ist;

ich soll nur noch in diese Stadt,

wo's eitel gute Kinder hat."

"Hast denn das Säcklein auch bei dir?"

Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier:

Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern

essen fromme Kinder gern."

"Hast denn die Rute auch bei dir?"

Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;

doch für die Kinder nur, die schlechten,

die trifft sie auf den Teil, den rechten.

Christkindlein sprach: "So ist es recht!

So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"

Von drauß' vom Walde komm ich her;

ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!

Nun sprecht, wie ich's hier drinnen find!

Sind's gute Kind sind's böse Kind?

Theodor Storm, 1817 - 1888

Knechtin GB

Von drauß’ vom Männerland komm ich her,
ich muss schon sagen, es diskriminiert gar sehr!
All überall auf den Machtpositionen
sah ich männliche Lichtlein thronen;
und droben aus dem Himmelstor
sah mit forschen Augen die Göttin hervor.
Und wie ich so strolcht‘ durch den Männertann,
rief sie mich mit weiser Stimme an:
„Knechtin GB, du bist noch auf Achse,
damit die Quote der Frauen rasch wachse!
Es dauert zu lange; uns brennt die Zeit.
Die Tore sind zu, das Ziel ist noch weit!
Alte Hähne sollen nun
von der Last des Krähens einmal ruh’n.
Und klar muss sein für alle auf Erden,
es müssen viel mehr Topfrauen werden.
Wir gackern leiser und mit viel Gespür.
Führung wird gut und unser Revier.“
Ich sprach: „Da ist nur noch die eine Stadt,
die einfach zu wenige Frauen hat.“
„Hast‘ denn die Liste auch bei Dir?“
Ich sprach: „Die Liste, die ist hier.
Vorsitzende, Fachfrau, Expertin und Co
machen alle Menschen froh.“
„Hast denn die Rute auch bei Dir?“
Ich sprach: „Die Rute, die ist hier.
Nur für Quotengegner, die schlechten,
die trifft es auf den Teil, den rechten.“
Die Göttin sprach: „Das tut recht weh!
So hab Erfolg, meine Knechtin GB!“
Von drauß‘ vom Männerland komm ich her;
ich muss euch sagen, es diskriminiert gar sehr!
Doch geht es voran und alles wird gut,
dann schöpfen wir für 2013 Mut!
So wünsche ich allen eine gute Bescherung
und fürs neue Jahr eine Quotenverkehrung!