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Kommunikation

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Eine Gleichstellungsbeauftragte sollte Kommunikation können, aber gerade für sie ist das Kommunizieren nicht leicht.

Liebe Leserin, lieber Leser,

eine Gleichstellungsbeauftragte will mit ihrer Kommunikation immer etwas .Sie macht keinen small talk, sondern sie will als Sachwalterin der im BGleiG festgelegten Ziele etwas erreichen. Und sie ist eine Frau, die etwas in Sachen Gleichstellung will und zwar in der Regel von den Männern der Verwaltung, wenn diese wie so oft die Führungspositionen besetzen.

Damit kommt sie, noch bevor sie überhaupt den Mund aufgemacht hat, als der personifizierte Vorwurf daher. Denn der „Führungs-Mann“, mit dem sie spricht, weiß, dass die Gleichstellungsbeauftragte an seiner Stelle lieber eine Frau sitzen sähe. Das macht die Kommunikation von Anfang an schwierig. Vor allem dann, wenn das männliche Gegenüber nicht souverän ist.

Und souverän sind sie selten, die Jungs da oben, um das zur eigenen Psychohygiene mal salopp zu formulieren. Sie erlauben sich – gerade der Einzelkämpferin GB gegenüber - sehr häufig ein „Salopp-Sein“, das Frauen/Gleichstellungsbeauftragten immer mal wieder den Atem stocken lässt (s. Blog „Brühler Gleichstellungstage – aus dem Alltag von Gleichstellungsbeauftragten“ vom 11.7.2016).

Ich habe solche Situationen mehrfach erlebt. Einer schrieb mir die in einem früheren Blog zitierte Mail („Wunschzettel ans Christkind –realitätsbesprenkelt!“ vom 16.12.2013), dass er nicht gedächte, sich einer Geschlechtsumwandlung zu unterziehen, nur weil ich als Gleichstellungsbeauftragte gerne mehr Frauen in Toppositionen in „meiner“ Dienststelle hätte.

Ein anderer verlieh seiner „Souveränität“ dadurch kreativen Ausdruck, dass er mir beim Jour Fix einen Stuhl anbot, sich in gewissem Abstand ebenfalls setzte, um dann auf den freien Stuhl zwischen uns seine langen Beine zu legen und mir seine Schuhsohlen zu zeigen. Nachdem ich mir diesen „Camel-Effekt“ („ich gehe meilenweit, um meine Coolness zu zeigen“) einige Sekunden schweigend betrachtet hatte, nahm er seine Beine wieder runter, aber die Kommunikationsatmosphäre war im Eimer und blieb es für den Rest seiner Amtszeit.

Und das ist der Vorteil der meisten obersten Bundesbehörden: Dort besteht alle vier Jahre eine neue Chance auf ein neues Glück, denn in der Regel kommen aufgrund der Regierungsbildung mit oder ohne „Farbwechsel“ (d.h. veränderten Parteikoalitionen) neue Minister/innen, Parlamentarische und beamtete Staatssekretär/inn/e/n. Aber auch vier Jahre können lang sein, wenn die Kommunikation nicht klappt.

Wie ist das aber erst in Behörden, in denen ein Präsident, ein Institutsleiter etc. 10, 15, 20 Jahre bleibt? Hier hat die Gleichstellungsbeauftragte im schlimmsten Kommunikationsfall ein echtes Problem.

„Ihn“ ändern kann sie nicht, denn das liefe nach dem Motto „einen Mann ändern zu wollen, ist wie der Versuch, Freundschaft mit einem Eichhörnchen zu schließen, in dem man es jagt“.

Hier hilft nur, „über Bande zu spielen“, d.h. mit Leuten zu reden, mit denen das besser geht und/oder die für Gleichstellungsfragen offener sind. Manchmal können dann diese Mittelsmänner oder -frauen die Gleichstellungsanliegen an den Mann bringen.

Manche Gleichstellungsbeauftragte versuchen es auch mit „weicher“ Kommunikation, d.h. mit Charme und Lob. Das muss frau aber liegen und ist auch ein etwas zwiespältiger Ansatz, wenn frau sich dazu verstellen muss.

Mir persönlich ist es wichtig, authentisch zu bleiben; dazu passt für mich ein „um-den-Bart-Gehen“ nicht, aber das muss jede selbst entscheiden. Viele Wege führen nach Rom und der Zweck mag die Mittel heiligen, um mal Sprachblasen und Plattitüden zu bemühen.

Frau kann auch argumentieren, dass nur wichtig ist, was hinten rauskommt, und wenn das Gleichstellung ist, ist’s in Ordnung. Hier hilft wohl nur der (nach ca. 250 Jahren nun doch gegenderte) Satz vom Alten Fritz: „Jede/r soll nach ihrer/seiner Fasson selig werden“ – mit welcher Form der Kommunikation auch immer.

In diesem Sinne mit gefassten Grüßen

Ihre Kristin Rose-Möhring

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