Lila, die Farbe der Emanzipation?
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
was macht Lila zur „Frauenfarbe“? Farblexika weisen darauf hin, dass Lila sich aus rot und blau zusammensetzt und deshalb für die Verbindung von weiblichen und männlichen Elementen steht. Das macht Lila eigentlich nicht zur Emanzipations-Frauen-Befreiungs-, sondern eher zu einer „Gender“-Farbe.
In Wikipedia können wir lesen, dass die auf der griechischen Insel Lesbos lebende antike Lyrikerin Sappho erstmals rot-blaue Farben als „Ausdruck von Frauenliebe und Unabhängigkeit (Freiheit)“ erwähnte.
Interessant sind Wortherkunft und Geschichte der Farbe Violett, das früher Purpur hieß und eben nicht rot war. Und alles deutet eher auf Männer und Macht hin als auf Frauen und Emanzipation.
Lila wird beschrieben als schwaches Violett und hat etwas mit Veilchen zu tun. Im Altgriechischen hießen Veilchen „ion“; daraus wurde „Jod“, weil beim Erhitzen von Jod violette Dämpfe entstehen. Im Lateinischen hießen Veilchen „viola“, während „violentia“ „Gewalt“ und „violare“ „schänden“ bedeutete; verwandt also mit dem englischen und französischen „voilence“. Vermutet wird, dass diese sprachliche Entwicklung auf Purpur als Farbe der Macht zurückgeht, denn Purpur war nicht rot, wie es heute immer dargestellt wird, sondern reichte – hergestellt im Libanon und in Italien aus Purpurschnecken – von tiefem Blauviolett bis zu blassem Lila. Es war extrem teuer, da zum Färben sehr viele Schnecken benötigt wurden. Für einen Krönungsmantel wurden z.B. drei Millionen Tiere benötigt. Es war zudem vollkommen lichtecht. So wurde Purpur zur Farbe der Ewigkeit sowie der Macht und der Herrscher – männlicher wohlgemerkt.
Im oströmischen Reich wurde Purpur per Gesetz zur kaiserlichen Farbe erklärt. Erst mit dem Untergang dieses Reiches um 1450 endete auch die Purpurfärberei. Gefärbt wurde nun mit Kermes, dem roten Farbstoff aus Läusen. So wurde Purpur rot und erklärt auch, warum früher Rosa als schwache Form der Machtfarbe Rot in Bekleidung für kleine Jungen verwendet wurde, während Hellblau, in der Bibel die Farbe der Mutter Gottes, als Mädchenfarbe galt.
Violett hingegen hat viele weitere Bedeutungen: In der Kirche ist es die Farbe der Bischöfe sowie der Demut, der Buße, der Besinnung und der Gerechtigkeit. An den Universitäten trugen Theologen Violett und das Veilchen war die christliche Symbolblume der Tugend und der Bescheidenheit.
Da kommen wir weiblichen Zuschreibungen schon näher – allerdings können wir Religion und Kirche nicht gerade als Horte der Frauenförderung erleben.
Seine Hoch-Zeit feierte Violett als Farbe der Extravaganz im Jugendstil, bis es in den 1970er Jahren als „Farbe zwischen den Geschlechtern“ von der modernen Frauenbewegung wiederentdeckt wurde. Schon in der ersten Frauenbewegung ab ca. 1850 z.B. in Deutschland und England war Lila zusammen mit Weiß und Grün die bestimmende Farbe, wobei angeblich Lila/Violett den Anspruch auf das Stimmrecht, Weiß die Ehre und Grün die Hoffnung auf Neubeginn symbolisierten.
Lassen Sie uns daher bei Lila als Farbe des Stimmrechts bleiben. Wir haben zwar in Deutschland das Recht zu wählen schon seit 1918, ob unsere Stimme aber gehört oder gar ernst genommen wird, ist eine ganz andere Frage. So können wir ein wenig Lila in unserem Frauenalltag immer noch brauchen und Lila ist nicht der letzte, sondern der ständige Versuch, unsere Anliegen „an den Mann“ zu bringen, d.h. verstanden zu werden.
Mit lila Grüßen verabschiede ich mich in eine kurze Sommerpause und bin zurück am 12. September. Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Sommer und viele gute lila Gedanken.
Herzlich
Ihre Kristin Rose-Möhring
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