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Machtlos

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„Ich fühle mich machtlos“, klagte kürzlich in der Tagespresse wehleidig ein Wirtschaftsingenieur, nachdem ihm eine Frau den Job „weggeschnappt“ hatte – angeblich nur wegen der Quote.

HALLO? Haben hier alle kleinen grauen Zellen Ausgang?

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

dass eine Quote zugunsten von Frauen gleiche Qualifikation voraussetzt, hatte der o.g. Bewerber offensichtlich genauso übersehen wie die Tatsache, dass genau das – weniger Macht für Männer oder besser mehr Macht für Frauen – Sinn der Sache, d.h. der Frauenförderung und der Quote ist – sei sie nun „flexi“ oder absolut, gesetzlich oder firmenintern festgelegt. Frauen sollen an allem stärker teilhaben: an Einfluss, an Geld und damit eben auch an Macht. Und im Übrigen: So ging es Frauen seit Menschen Gedenken, ohne dass sie alle in mediales Wehklagen verfielen. Die Welt wäre ein einziges Jammertal, wenn sie es getan hätten.

Da gilt es auch solche Situationen auszuhalten: „Jeder, der über die Frauenquote redet, muss zugeben, dass sie im Einzelfall gegenüber Männern ungerecht sein kann. Der Mann, der wegen der Quote nicht zum Zuge kommt, kann ja nichts dafür, dass er ein Y-Chromosom hat und dass Jahrhunderte lang Männer dominiert haben“.

Da mag diese Welt auf einmal ungerecht erscheinen, nur weil dem Y-Chromosom ausschlaggebend ein Beinchen fehlt. Natürlich treffen solche Negativentscheidungen zunächst Einzelne, aber wurde das in den Medien beklagt, so lange Frauen betroffen waren?

Auch können nicht alle Frauen auf einmal in Berufe ausweichen, die bisher Männerberufe sind: die sogenannten MINT* -Berufe, wie es jüngst vorgeschlagen oder besser den Frauen vorgeworfen wurde, nämlich dass sie zu viel Sprachen, Philosophie und andere angeblich brotlose Künste studierten.

Wechseln Frauen in andere Sparten, werden wir vermutlich sehr bald die Entwertung eben dieser Berufe erleben, wie es bei den Sekretären, heute mehrheitlich Sekretärinnen; bei den Übersetzern, heute überwiegend Übersetzerinnen, bei den Lehrern, heute mehrheitlich Lehrerinnen geschehen ist. Je mehr Frauen in diese Berufe drängten, desto mehr verloren die Berufe an gesellschaftlichem Ansehen, an Anerkennung und/oder Verdienstmöglichkeiten.

Es geht also um viel mehr als um Quoten-Entscheidungen pro Frau, um angeblich unfähige Frauen contra fähige Männer. Es geht um die Aufgabe von Macht, um die „Fleischtöpfe“: Denn nichts war von ihnen zu hören, als Kungeleien, Seilschaften, old boys’ networks und Vetternwirtschaft die Personalentscheidungen in den männlich dominierten Chefetagen bestimmten. Die Begriffe allein sprechen eine deutliche Sprache.

Zudem: Lässt diese kollektive Jammerei nicht den Schluss zu, dass das so genannte starke Geschlecht gar nicht so stark und fähig ist, wenn öffentliches Greinen die Lösung bringen soll? Gefühlsduselei wurde bisher immer Frauen vorgeworfen. Sollte hier auf einmal ein Gefühls-„Gendern“ einsetzen?

Herzlich,

Ihre Kristin Rose-Möhring


* Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik

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