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Mann in Noten, Mann in Nöten?

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Vor 30 Jahren – 1984 – sang Herbert Grönemeyer erstmals sein Lied „Männer“. Worauf auch immer es eine Antwort sein könnte oder sollte: Vorausgegangen war in diesen Hoch-Zeiten der Frauenbewegung Ina Deters „Neue Männer braucht das Land“. Nun ganze drei Jahrzehnte und eine sich neu definierende Frauenemanzipationsszene später kommt uns der Altmeister Udo Jürgens kurz vor dem Internationalen Frauentag mit seinem Spätwerk „Der Mann ist das Problem“ auf die Ohren. Sollte sich in 30 Jahren wirklich gar nichts verändert haben?


Liebe Leserin, lieber Leser,

Ina Deter, die feministische Rockröhre der 1980er Jahre, besang 1982 ihre „neuen Männer“ noch recht unspezifisch, ja gar liebevoll und betont unaggressiv.

Von „Ich such' den schönsten Mann im Land“ über „Er muss nett sein, auch im Bett“ bis „E-MAN-ZE sucht 'ne Begleitung“ war das alles noch ganz harmonisch und harmlos – bis hin zu der Zusicherung „Ich komme nicht mit der Schere“. Da konnte „man(n)“ doch ganz beruhigt sein.

Grönemeyers Text zeigte dagegen die ganze Zerrissenheit der Männer auf, wenn er Aussagen traf wie „Männer weinen heimlich, Männer brauchen viel Zärtlichkeit“, aber auch „Männer kaufen Frauen“, „Männer führen Kriege“, „Männer sind etwas sonderbar“, um dann zu fragen, „wann ist ein Mann ein Mann?“. Tja, wenn wir/wenn sie das wüssten. Der Song jedenfalls wurde Kult und viele können ihn auch nach 30 Jahren noch textsicher mitschmettern.

Wie eine Selbsterkenntnis-Antwort wirkte da zwei Jahre später, 1986, Ina Deters „Frauen kommen langsam aber gewaltig“. Da heißt es dann „schlaue Frauen sind verdächtig, nehmen alles in die Hand“, „schlaue Frauen jagen Männern Ängste ein“ oder „Starker Mann, was nun; keine Zeit mehr, was zu tun“.

Das scheint sich bewahrheitet zu haben, wenn uns nun Altmacho Udo Jürgens nach fast 80 Jahren auf dieser Welt kurz vor dem 8. März seine Erkenntnis vom Problemmensch Mann präsentiert.

Fragen wie „Wer hält sich für den Größten, seit sich diese Erde dreht“, „wer traut sich nicht zum Zahnarzt, aber Kriege fängt er an“ oder Aussagen wie „primitive Stammtischwitze und akuter Größenwahn“ und „er ist Diktator, Rambo, Bürokrat, Heiratsschwindler, Luftpirat, treulos, vorlaut und auch noch bequem“ kulminieren in der Schlussfolgerung „Das ist nun mal die Wahrheit, er ist der Fehler im System, der Mann ist das Problem“.

Wir nehmen es als das, was es ist – selbstverliebte Scheinerkenntnis oder − wissenschaftlicher ausgedrückt − verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre. Die 10 Jahre ältere Doris Day hätte geschmettert „Que sera sera“.

Herzlich

Kristin Rose-Möhring

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